Dienstag, 9. Dezember 2008

Heute ist mal die Provinz dran: Die Fachgruppe Software im medien forum freiburg, der IT-Stammtisch in Bad Rappenau

Im medien forum freiburg gibt es seit gut einem Jahr eine "Fachgruppe Software", die hat gerade ihr Programm für 2009 vorgestellt - da es in der Region Freiburg nicht gerade extrem viele Veranstaltungen zum Thema gibt, darf ich hier einmal darauf hinweisen:

  • 26.02.2009 – 18:00h: Softwaremarketing und Softwarevertrieb
  • 07.05.2009 – 18:00h: Globalisierung in der IT
  • 24.09.2009 – 18:00h: SaaS und Cloud Computing
  • 26.11.2009 – 18:00h: Open Source

Ort und Referenten werden rechtzeitig zuvor bekannt gegeben, Mitglieder des Medienforums erhalten eine Emaileinladung. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten. Weitere Informationen erhalten Sie bei Sourceconomy oder beim Medienforum Freiburg.

Seit einigen Monaten treffen sich in Bad Rappenau -gemeinhin nicht gerade das Zentrum der internationalen Softwareszene- alle sechs Wochen ein paar Softwareentwickler und diskutieren ihr Business. Das war bisher ganz beschaulich und prima. Nun ist es allerdings ein bisschen ausser Rand und Band geraten: Von einem kleinen Team um Wolfgang Kraus über das Netzwerkportal Xing organisiert, haben sich für den "ITStammtisch Heilbronn-Franken" inzwischen mehr als 550 Leute registriert. Zum Glück kommen die nicht alle zum Stammtisch in die Pizzeria - etwa 50 tun es inzwischen jedoch regelmässig, wie auch die regionale Zeitung Kraichgauer Stimme inzwischen berichtete. Ohne schickes Tagungshotel, ohne "Impulsvortrag" und "Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung" und was es sonst noch so an schrecklichen Programmpunkten gibt. Einfach nur aus Interesse an Software und IT. Und an guter Pizza. Stark.

Freitag, 21. November 2008

Sourceconomy in der "Swiss Engineering - Schweizerische Technische Zeitschrift"

Die "Swiss Engineering - Schweizerische Technische Zeitschrift" berichtet in ihrer Novemberausgabe unter der Überschrift "Software made in India" über den Stand der Dinge, Trends und Entwicklungen im Bereich Outsourcing und Offshoring. Lesen Sie selbst: http://www.swissengineering-stz.ch/pdf/stz1120083036.pdf

Interdig-Abschluss in Erfurt: Der Mittelstand wacht auf

Die Deutsche Bahn hatte offenbar rollendes Material aus ganz Europa zusammengeliehen, manche kamen mit stundenlanger Verspätung, ich hatte sogar das Vergnügen, ab Frankfurt einmal einen 70er-Jahre-Waggon der Schweizer Bundesbahn auszuprobieren – aber es war alle Mühe wert: Das Projekt "INTERDIG", BMBF-gefördert und kooperativ unter der Leitung des Berliner Analystenhauses Berlecon Research organisiert, fand vorgestern seinen Abschluss in einer fokussierten und qualitativ hochwertigen Veranstaltung. Rund um Global Sourcing und den Standort Deutschland diskutierten gut 30 Experten aus IT-Mittelstand, Konzernwelt und Beratung.

In einem kompakten Programm erörterten die Teilnehmer in Erfurt aktuelle Perspektiven für die Internationalisierung des Service-Standortes Deutschland. Dr. Mario Tobias berichtete seitens des BITKOM, dass der Fachkräftemangel das Hauptthema bleibt, 25.000 Kräfte sofort eingestellt werden könnten, strukturell laut Bitkom 45.000 IT-Fachkräfte im deutschen Markt fehlen. Dennoch: Der Markt für Software und Services meldet stabile 5-6% Wachstum. Das Thema Global Sourcing wird für den Mittelstand immer wichtiger – aktuell binden erst etwa 10% der Unternehmen internationale Fachkräfte ein, aber, so Dr. Tobias: "Der Mittelstand wacht auf!". Kostendruck, Fachkräftemangel und Preisniveau machen den hiesigen Anbietern zu schaffen – gleichzeitig sind bei der Einbindung internationaler Ressourcen inzwischen kürzere Laufzeiten, gestückelte Verträge und eine wesentlich höhere Flexibilität zu beobachten. Also: Dann, wenn es gebraucht wird, erfolgt spontan der Zugriff auf Offshore- oder Nearshore-Teams. Dazu ist es notwendig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen: Umfassende Information, die Abbildung bewährter Vorgehensweisen und fundierte, erfahrungsbasierte Beratung tut Not. Bereits 2005 hatte der Bitkom in seinem "Leitfaden Offshoring" empfohlen, sich hierzu an spezialisierte Global-Sourcing-Berater zu wenden. Das unterstützen wir natürlich voll!

Hewlett-Packards frisch gebackener VP Outsourcing Central/Eastern Europe Michael Eberhardt erläutert "Wir wären heute ohne einen großen Anteil Offshoring am Markt nicht mehr wettbewerbsfähig" und schreibt dem Software- und Services-Standort Deutschland insbesondere zwei Funktionen zu: (a) Kundenschnittstelle einer internationalen Wertschöpfungskette (neudeutsch: "als Frontend einer Global Delivery") und (b) als Exporteur von komplexen Software- und Servicelösungen – Prozesse "made in Germany" bedeuten, dass Perfektion, -Knowhow und -Präzision abgebildet wird. Diese Qualitäten in Software und Dienstleistungen einbauen - das können wir so gut wie niemand sonst auf der Welt.

Mehr Details berichte ich in der kommenden Woche – Fazit jedoch schon heute: Eine hochklassige Veranstaltung, der Dank gilt erneut Dr. Andreas Stiehler (Berlecon) und dem Team des Bitkom, die in der zweiten Hälfte dieser Doppelveranstaltung ihren "Arbeitskreis Service Delivery Excellence" tagen liessen. Mehr Informationen zu INTERDIG finden Sie auf den Webseiten von Berlecon und Bitkom, mehr Informationen zu Global Sourcing Beratung für den Mittelstand natürlich auf der Webseite von Sourceconomy. ;-)

Montag, 17. November 2008

IT-Bildung, IT-Sicherheit und IT-Afrika

Die Beobachtung zur Bildung (und zur nicht-stattfindenden Bildungspolitik, siehe hier im Global-Sourcing-Blog weiter unten) wurde auch in der Badischen Zeitung in Freiburg abgedruckt – das freut und macht Lust auf mehr Austausch zum Thema. Welche Beobachtungen machen Sie? Wo hapert es? Wo stehen wir gut da? Welche Chancen bietet uns eigentlich die Globalisierung? Wie bereiten wir uns darauf vor? Und unsere Kinder? Schreiben Sie mir: till.hahndorf [ @ ] sourceconomy.com.

Zurück zur IT: Ein guter Übersichts-Artikel zu Fragen der Security bei Outsourcing-Engagements ist letzte Woche in der PCWorld erschienen. Je erfahrener ein Unternehmen in der Offshore-Vergabe ist, desto eher geschieht diese unter Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten von Beginn an (statt, wie bei den allermeisten Unternehmen, erst im Nachhinein). Für alle Outsourcing-Phasen gibt es erprobte Vorgehensweisen, handele es ich nun um internationale Aufträge oder um lokales Outsourcing. Kernsatz der Veröffentlichung: "Organizations need to be prudent in their pursuit of cost savings and efficiencies." Wir ergänzen: "Und holen Sie jemanden dazu, der sich mit so etwas auskennt."

Gerade erst hatte ich anlässlich eines Vortrags noch bedauert, daß Afrika auf der globalen IT-Landkarte leider nicht stattfindet, schon erschien eine zumindest relativierende Meldung: Kenia, so das CIO magazine, ist zumindest im Startblock angekommen und bereitet sich darauf vor, das globale IT-Rennen nun doch mitzulaufen. Zunächst geht es allerdings um so grundsätzliche Dinge wie eine verbesserte Internetanbindung des Landes, ein erstes Kabel nach Fujaihra in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird gerade gelegt. Die Regierung will einen IT-Park bis 2012 fertigstellen, muss aber eigentlich erstmal ihre enormen politischen Stabilitätsschwankungen in den Griff bekommen - und die Tatsache, dass es immer wieder, wie zuletzt zu Beginn dieses Jahres, hunderte von Toten in bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen gibt. Bis ein afrikanisches Land auch unter den weiter oben erwähnten Sicherheits- und Risikoaspekten eine Alternative zu den Destinationen in Osteuroa und Asien darstellen kann, wird noch viel Zeit vergehen. In politisch korrekter Ausdrucksweise wird das dann so formuliert: "Geopolitical concerns are never good for IT services business." Wie schaurig wahr.

Donnerstag, 6. November 2008

Veranstaltungshinweis: INTERDIG

Im Projekt INTERDIG haben sich das Berliner Analystenhaus Berlecon Research, die Universität Mannheim und die Forschungsinstitute RWI Essen und ZEW Mannheim zusammengetan, um etwas über die Internationalisierung von Dienstleistungen herauszufinden. Worum geht's ? Die Veranstalter Berlecon und Bitkom schreiben:

"Die oft einseitig und emotional geführte Offshoring-Debatte zeichnet ein düsteres Bild für den IT-Dienstleistungsstandort Deutschland. Sie suggeriert, dass deutschen IT-Dienstleistern über kurz oder lang die internationale Bedeutungslosigkeit droht. Die quantitativen und qualitativen Analysen des BMBF-geförderten Forschungsprojektes INTERDIG zeigen jedoch, dass dieses Thema differenzierter betrachtet werden muss. So gehört Deutschland nach wie vor zu den führenden Exporteuren von IT-Dienstleistungen. Auch gibt es eine Vielzahl von Beispielen für den Erfolg deutscher IT-Dienstleister im internationalen Wettbewerb.

Ausgehend von aktuellen Projektergebnissen und Praxisbeispielen diskutieren renommierte Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Forschung die Potenziale des IT-Dienstleistungsstandorts Deutschland. Am ersten Veranstaltungstag werden die Chancen des IT-Dienstleistungsstandortes aus Sicht von Forschung, Praxis und Politik beleuchtet. Ziel der Diskussion ist es, Potenziale und Herausforderungen des Standortes Deutschland zu identifizieren und daraus Handlungs- und Forschungsbedarf abzuleiten.

Am zweiten Tag steht die Frage im Mittelpunkt, wie Qualität "Made in Germany" in der Praxis der IT-Dienstleistungsbranche erfolgreich umgesetzt und gegenüber dem Kunden kommuniziert werden kann. Ausgangspunkt dafür bildet das Positionspapier "IT Services Made in Germany: Erfolgreiche IT-Dienstleistungen im internationalen Wettbewerb", das vom Arbeitkreis "Service Delivery Excellence" des BITKOM initiiert wurde.

Der Workshop richtet sich an ausgewählte Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, die in verantwortlichen Positionen tätig sind und wegen Ihres Erfahrungshintergrundes zu einer konstruktiven Diskussion des Themas beitragen können. Vertreter der Presse, die sich zu diesem Thema informieren wollen, sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Ich erwarte da eine interessante und fokussierte Veranstaltung, daher werde ich hingehen - und hier berichten.

Informationen unter http://www.berlecon.de/services/events/InterdigWS0811/index.html.

Montag, 3. November 2008

Near-, Off-, Smart-, Quer- und Bestshoring

Wir haben am 28.10. einen interessanten CampusTalk-Abend "Basel, Bukarest oder Bangalore: IT-Outsourcing / Offshoring in der Praxis" an der FH Nordwestschweiz (FHNW) in Basel verbracht, nochmals herzlichen Dank an alle Teilnehmer für Ihr zahlreiches Erscheinen, Ihre kompetenten Beiträge, für Ihre detaillierten Fragen und Ihre Bereitschaft, auch nach der Veranstaltung noch engagiert zu diskutieren und zu hinterfragen. Solche Abende zeigen mir, wie spannend und wie aktuell das Thema Outsourcing / Offshoring einfach ist, sei es nun nach "nebenan" oder ins ferne Asien. Ganz besonderen Dank verdient hat wieder einmal Martina dalla Vecchia, die mit großem Engagement die Bereiche Wirtschaft, Informatik und Weiterbildung in der FHNW vorantreibt. Es gibt an der FHNW weitere CampusTalk-Veranstaltungen zu verschiedenen Themen, die Übersicht finden Sie auf der FHNW-Webseite.

Berlecon Research hat einen neuen Fallstudienreport veröffentlicht, es geht um "Nearshoring als Managed Service" - klingt kompliziert, ist es aber eben gerade nicht. Haupterkenntnis: Jeder Aufbau von Verbindungen mit ausländischen Lieferanten ist als Investition zu behandeln, der Fokus auf Einsparungen ist erstens zu eng und wird zweitens auch dem Potenzial, welches in internationalen Verbindungen steckt, nicht gerecht. Es geht um deutlich mehr: Zugang zu Kapazitäten, Reifung der Prozesse, Weitung des Blicks über den Horizont hinaus. Und: Die Beziehung muss beiden Seiten Spass machen. Berlecon und der verantwortliche Lead-Analyst Dr. Andreas Stiehler bleiben sich treu und präsentieren nicht Selbstbespiegelung und graphisches Bohei sondern solide recherchierte Information. Vier Fallstudien, drei Anbieter, plus Handlungsempfehlungen kompakt und kompetent auf 45 Seiten. Lohnt sich. Der gesamte Fallstudienreport liegt auf www.berlecon.de zum Download, neben einer ganzen Reihe weiterer IT- und Kommunikationsthemen.

Samstag, 25. Oktober 2008

Freiburg: Wenn die Politik versagt, gehen die Bürger auf die Strasse

Absolut großartige Aktion in Freiburg: Ein Lehrer steht am Samstag morgen bei strahlendem Sonnenschein auf dem Freiburger Marktplatz und erklärt an einer großen Tafel (so eine richtige Tafel, mit Kreide und Schwamm!): Mathematik. Wie stellt man beispielsweise fest, ob eine grosse Zahl durch 7 teilbar ist? Mit ein paar Tricks und Kniffen, hier schnell was kürzen und dort was wegstreichen, es geht ziemlich flott, -4 ist von +3 ja auch genau 7 entfernt, aha! "Was glauben Sie, ist eine Million glatt durch 7 teilbar?" fragt der Lehrer in die Menge. "Jahr der Mathematik" steht auf dem einen Schild neben der Tafel, und auf dem anderen steht, herrlich handgemalt-statt-desktopgepublisht: "In Dir steckt mehr Mathe als du glaubst!". Bei 9° und strahlendem Sonnenschein ist der Lehrer auf dem Freiburger Münstermarkt, vorsichtig formuliert, nicht ganz alleine, die Leute sind begeistert.

Gegenszenario aus Dresden: Mitte der Woche hat Frau Merkel ihren Bildungsgipfel vor die Wand gefahren, keiner weiß so genau was denn nun eigentlich geschieht, es gehe wohl erst "nach der Wahl" weiter, heisst es. WIE BITTE? Die Wahl zum Bundestag ist erst kommenden Herbst! In einem Jahr! Wie Frau Merkel das Land mit der "Einrichtung einer Strategiegruppe" und losen Absichtserklärungen aus Bildungsnotstand und Fachkräftemangel herauszuführen gedenkt, ist mir schleierhaft. Offenbar gehört es zu ihrem Bildungsprogramm, bereits nach drei Jahren die Arbeit einzustellen und ein Jahr lang auf die nächste Wahl zu warten. Einstweilen eröffnen in Indien sechs weitere "Indian Institutes of Technology", und Tata Consultancy Services, Indiens größter IT-Services-Anbieter, bläst zum Sturm auf Deutschland. Die Ukraine kommt ganz groß raus und etabliert sich als Alternative zu asiatischen IT-Destinationen. Bei uns hingegen bleiben 45.000 Stellen in der IT-Branche unbesetzt, weil vor Ort keine qualifizierten Fachkräfte gefunden werden können. Und in Freiburg stehen die Leute auf der Strasse und lernen Mathe.

Der Lehrer kommt zum Finale Furioso: Sehen Sie hier, das übertragen wir, könnenwa hier streichen, bleiben gerade 7 übrig – Klammer zu, Rest 1! Bei der Million bleibt gerade 1 übrig, 999.999 wäre durch 7 teilbar gewesen. Könnse mir glauben, hammse ja eben gesehen, das ist Mathematik, strahlt der Lehrer. Großer Applaus!

Schade, dass es nicht mehr Lehrer gibt, die sich Samstag morgens auf die Strasse stellen. Schade, daß deutsche Lehrer in ihrem Kontext aus mangelhafter Bezahlung, mässigen Arbeitsbedingungen und geringer Anerkennung normalerweise höchst verständlicherweise kaum die Energie und die Lust aufbringen können, sich in der Freizeit hinzustellen und für Bildung zu werben! Schade, dass die Regierung es offenbar immer noch nicht begriffen hat, dass wir hier in Deutschland nur eine einzige Chance haben, uns in der globalisierten Welt zu behaupten: Durch deutsche Ingenieurskunst, durch Forschung und Innovation, durch Aufbau und Förderung Wissens-intensiver Branchen, durch Bildung! Frau Merkel, verschonen Sie uns mit ihren Strategiegruppen! Sorgen Sie lieber für Lehrer, viele Lehrer! Wir brauchen sie dringend!

Donnerstag, 16. Oktober 2008

IT-Outsourcing: Basel, Bukarest oder Bangalore?



"IT-Outsourcing: Basel, Bukarest oder Bangalore?"
Dienstag, 28.10.2008
17:30 bis 20:00, FHNW Basel

17:30h
Opening (Apéro Riche)

18:15h
Keynote-Referat: Till Hahndorf (Sourceconomy)
«
Basel, Bukarest oder Bangalore: Vom Offshore Outsourcing zum GLOBAL SOURCING»

dannach Moderierter CampusTalk am Stehtisch,
19:45h: Round up

Fachhochschule Nordwestschweiz
Peter Merian-Strasse 86, 4002 Basel
(ca 5. Minuten zu Fuss vom Bahnhof SBB Basel)

Anmeldung und Kontakt:
Sarah Straumann (sarah.straumann@fhnw.ch, Telefon +41 61 279 17 66)

Weitere Informationen:
http://www.fhnw.ch/wirtschaft/iwi/weiterbildung/campustalk/out-sourcing-offshoring
http://www.sourceconomy.com


Die IT-Branche leidet nicht unter der Finanzkrise, sondern unter dem Fachkräftemangel

Die Frage, ob denn die Wirtschaftsentwicklung nicht auch das Business der IT-Beratung dämpfen würde, konnte ich ruhigen Gewissens beantworten. Es sei wohl schon so, dass Konzernbudgets für große Projekte vielleicht etwas zögerlicher freigegeben werden, aber das gleiche sich durch eine erhöhte Aufmerksamkeit für Einsparpotentiale und Effizienzsteigerungen aus. Viele kleine und mittlere IT-Unternehmen sind Zulieferer oder IT-Partner der großen Konzerne. Gerade in den wirtschaftlich etwas angespannteren Zeiten nehmen viele nun Kontakt mit uns auf, die zuvor internationale Projektvergaben für ein interessantes, aber in ihrem ganz speziellen Fall nicht machbares Vorgehen hielten. Dass über Kosteneinsparung hinaus ganz wesentliche weitere Potenziale in der globalen Vernetzung liegen – auch und gerade für die kleinen und mittleren Anbieter! – erschliesst sich vielen nun doch: Es geht allzu oft überhaupt nicht ums Geld, sondern schlicht um die Verfügbarkeit von fähigen Entwicklern: "Capacity is King", Kapazität über alles – wer schon einmal einen Folgeauftrag (also quasi geschenkten, weil fast ohne Marketing-Aufwand erzielbaren Umsatz!) ablehnen musste, weil die ganze Mannschaft bereits bis zur Erschöpfung in Projekten steckt, weiss, wie ärgerlich und bisweilen sogar bedrohlich das ist. Hätte man doch nur die Möglichkeit, in Spitzenzeiten ein paar zusätzliche Entwickler einzusetzen – oder wenigstens ein Team fürs Testen zu buchen, ohne dass die eigenen Entwickler und Projektleiter blockiert werden. Das ist der Punkt: Mehr Projekte übernehmen können, mehr Kapazitäten im Zugriff haben, bessere Qualität liefern können, Lastspitzen abfedern, den Druck etwas herausnehmen.

Der BITKOM legt heute noch einen drauf: Seine Befragung von mehr als 1500 Unternehmen hat ergeben, dass etwa jedes zweite Unternehmen unter Fachkräftemangel leidet, rund 45.000 Stellen in der IT-Branche seien unbesetzt! "Die Finanzkrise hatte bis dato offenbar kaum Einfluss auf den Arbeitsmarkt für IT-Experten", beurteilt BITKOM-Präsident August-Wilhelm Scheer die Lage. Der von ihm erkannt strukturelle Fachkräftemangel wird sich auch durch die Entwicklungen der Konjunktur kaum ändern – es ist nicht damit zu rechnen, dass in Deutschland in naher Zukunft aus irgendeinem Grund plötzlich genug Programmierer, Sicherheits-Experten, Softwarearchitekten oder sonstige IT-Fachkräfte zur Verfügung stehen. Was tun? Nun, der BITKOM empfiehlt eine Reform des Bildungssystems und eine liberalere Einwanderungsregelung. Wer darauf nicht warten will (oder kann!), greift auf Fachkräfte jenseits der Grenzen zu, tut sich mit internationalen Partnern zusammen, die Kapazitäten bieten können, die in Deutschland auf absehbare Zeit nicht fertig ausgebildet werden können.

Ein konkretes Szenario, wie das in einem (zum Beispiel Ihrem!) ganz speziellen Fall funktioniert und mit welchen Aufwänden, Kosten und Zeiten bei der Beauftragung eines Softwarepartners aus Osteuropa oder Asien zu rechnen ist, gibt es bei IT-Beratern wie Sourceconomy. Ebenso eine Datenbank mit bereits getesteten und für zuverlässig und kompetent befundenen Anbietern. Es handelt sich sozusagen um ein barrierefreies Angebot für IT-Systemhäuser, Softwareschmieden und IT-Dienstleister, die unter dem Fachkräftemangel leiden und nun wirklich etwas unternehmen wollen. Für diejenigen, denen die Zeit bis zur Reform unseres Bildungssystems vielleicht doch etwas lang erscheint.

Samstag, 4. Oktober 2008

Oktober 2008: Drei Veranstaltungen

Drei Veranstaltungen, auf denen Sie mich im Oktober antreffen:

Auf dem Mittelstandskongreß am 08. Oktober in Freiburg hält Dr. Wolfgang Clement den Hauptvortrag. Das Adecco Institut, dessen Chairman Dr. Clement ist, bestätigt: The trends of outsourcing non-core and transactional activities [...] is well-established, and will continue to free HR professionals to focus on more strategic, valueadded activities. Was das für den einzelnen bedeutet, hören wir dann im Beitrag von Frau Dr. Jutta Rumpp, die über die zukünftigen Anforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte sprechen wird. Für Softwareentwickler gilt jedenfalls: Guten Quellcode zu generieren, war immer schon Voraussetzung und noch nie hinreichend für das professionelle Fortkommen. Heute sind auch noch Fach- und Konversations-Englisch, interkulturelle Kompetenz und Fähigkeiten im Projektmanagement zwischen Asien, Osteuropa und uns gefragt. Also ein ziemlich weiter Horizont.

Auf dem Businessforum Mittelstand in Baden-Baden am 09. Oktober wird die Anleitung zum Querdenken versprochen – ja geht das denn überhaupt, überlegen wir sofort und erkennen die berühmte Aufforderung, nicht an rosa Elefanten zu denken. Dr. Theo Waigel ist der prominente Festredner hier, und auch an diesem Tag geht es um Fähigkeiten (pardon: Skills) und Mitarbeiterqualifikation, um internationalen Wettbewerb und die Findung einer nachhaltig tragfähigen Linie für das eigene Unternehmen. Ich bin gespannt, wie gut die Veranstalter es schaffen, den eher allgemein gehaltenen Stil der Ankündigungen in den einzelnen Vortraägen und Workshops zu fokussieren.

In Stuttgart geht das am Montag und Dienstag darauf (13. Und 14.Oktober 2008) mächtig zur Sache: Unter dem Dachlabel "Do IT Konferenz" findet das jährliche Treffen der baden-württembergischen IT-Branche statt, heuer so umfangreich wie selten zuvor: Die drei Panels des "do IT" Kongresses werden um die zweitägigen Veranstaltungen "ebigo Mittelstandsforum", die "Create"-Clustersessions und die "Fazit"-Networkshops ergänzt. Das Leitmotto könnte "Globalisierung" lauten, selten war eine IT-Branchenveranstaltung so sehr auf die baden-württembergische Position in der globalen IT-Szene fokussiert. Ob das Programm inhaltlich hält, was die Konzeption verspricht? Beispiel Panel 3: Wird sich die Beleuchtung der "internationalen Märkte für Software made in Germany" nur um den Absatzmarkt drehen? Oder wird auch die Programmierung und damit der Beschaffungsmarkt untersucht? Es wäre doch interessant zu wissen, welche Unterstützung sich deutsche Entwickler aus dem Ausland holen können - und welche Leistungen besser zugekauft als selbst erbracht werden sollten. Die Leitung des gesamten Panels durch Dr. Andreas Stiehler (Berlecon Research) lässt eine fokussierte Diskussion und differenzierte Antworten erwarten. Der "Fazit Networkshop" am Dienstagnachmittag wird detaillierter auf die Outsourcing-Entwicklungen in Baden-Württemberg eingehen: Der Titel "Outsourcing als Chance" mutet etwas jahrtausendwendig an, auch die Ankündigungen lesen sich etwas verdächtig (u.a. soll eine 3-4 Jahre alte Studie vorgestellt werden – warum nur?) aber wir werden ja sehen – entweder Sie gehen selber hin, oder sie lesen nächste Woche hier nach.

Sonntag, 28. September 2008

Finanzkrise? Welche Finanzkrise?

Die Finanzkrise perlt an der IT-Industrie ab, schreibt die Financial Times Deutschland. Das scheint etwas optimistisch, stammen doch laut Gartner knapp 20% der Kunden aus dem Bankensektor. Andererseits generiert eine Industrie im - nennen wir es mal vorsichtig - "Umschwung" auch ein großes Volumen an Änderungs-, Anpassungs- und Neuerstellungsaufwand, gerade in den komplexen und verschachtelten IT-Systemen der Finanzindustrie. Jeder Merger zieht eine Post-Merger-Integration nach sich, und so waren Unternehmenskäufe und -übernahmen für die IT-Industrie an sich stets gute, weil umsatzsteigernde Nachrichten.

Bringt das auch den kleinen und mittleren Anbietern etwas? Nicht direkt, Finanzinstitute neigen eher zu den großen und etablierten Anbietern, aber indirekt: Wie bereits in den Jahren um 2002 erlebt: Eine Phase der wirtschaftlichen Anspannung erhöht überall, nicht nur bei den Banken, den Druck, Einsparungen zu realisieren und sich im Hause nach Möglichkeiten zur Kostensenkung umzusehen. Gerade in schwierigen Zeiten ist der eine oder andere IT-Chef nun doch bereit, seine vielleicht etwas angestaubte Sichtweise auf die Auslagerungsfähigkeit von IT-Prozessen zu hinterfragen. "Das ist für uns nicht relevant" und "das haben wir doch noch immer selbst gemacht" sind eben einfach keine guten Argumente, um der Geschäftsleitung zu erklären, warum der Wettbewerb mit schlanken Strukturen produziert und so im Rennen um die Effizienz vorbeizieht. Also: Die internationale Finanzkrise bietet Chancen für diejenigen IT-Anbieter, die sich jetzt angemessen präsentieren: Mit internationalen Partnern und dem Zugriff auf deren günstige Ressourcen ausgestattet.

Dienstag, 26. August 2008

Fortsetzung: Remote Infrastructure Management

Die Palette von Aufgaben, für deren Verrichtung keine physische, lokale Präsenz notwendig ist, ist groß, wie diese Übersicht von HCL, einem der größten Anbieter zeigt. (Wenn Sie auf das Bild klicken, öffnet sich ein besser lesbare Ansicht - ich habe leider noch nicht herausgefunden, wie man Blogspot das alberne Verkleinern der Bilder abgewöhnt)

Für eine Verlagerung nach Offshore eignen sich nach einer Studie von Nasscom (dem indischen IT-Branchenverband) und McKinsey (den Strategieberatern) rund 50 bis 70% aller Infrastructure-Managementaufgaben. Manches eignet sich besser, wie bspw. technischer Support oder Überwachungsaufgaben hinsichtlich Systemleistung oder –kapazität. Manches ist weniger geeignet, wie bspw. die direkte Produktionsunterstützung (weil viel detailliertes Prozesswissen erforderlich ist) oder eben der Betrieb des eigentlichen, physischen Datencenters – eine Serverraumplanung lässt sich eben schwerlich erledigen, ohne den Raum selbst wenigstens gelegentlich zu betreten.

RIM-Erfolgsfaktoren:

  • Tatsächliche innere und äußere Bereitsschaft. Die Unternehmensführung hat ein Vorstellung davon, was sie von einer externen Vergabe erwartet, und sie hat eine Palette von einfachen, belastbaren, robusten Prozessen etabliert, um externe Dienstleister erfolgsorientiert zu steuern.
  • Klare Outsourcing-Strategie und vorhandene Global-Sourcing-Kompetenz: Das Unternehmen ist sich darüber im Klaren, welche Aufgaben sich wirklich für eine externe Vergabe eignen. Es hat das notwendige Verständnis für das Vertragsmanagement aufgabeut oder zugekauft und kann mit der immanenten Dynamik globaler Lieferverträge umgehen
  • Richtige Anbieterauswahl: Ein sauber definierter Prozess und eine Anbieterauswahl nach Kriterien, die tatsächlich zur Aufgabenstellung passen (also hier: Kompetenz im Management von IT-Infrastruktur!) .
  • Herausforderungen Wissensmanagement und Kommunikation : Mitarbeiterabgang von entscheidenden Positionen soweit wie nur möglich minimieren, Wissen dokumentieren und so personenunabhängig wie möglich machen - institutionelles statt individuelles Wissen. Dazu gehört auch ein Verständnis für die kulturellen Aspekte der Kooperation und eine professionelle Kommunikation, die diese berücksichtigt.
  • Datensicherheit, Datenschutz, vorgeschriebene Standards beachten: Die deutschen und EU-Gesetze sind zum Glück streng – dass ihre Einhaltung und operative Umsetzung durch den Infrastrukturprovider "remote" ebenso treu erfolgen muss, als wäre er im Nachbargebäude ansässig, versteht sich von selbst, das Gleiche gilt für die Datensicherheit unter Businessaspekten. Gibt es zusätzliche Pflichtstandards wie bspw. in der Gesundheitsbranche oder in anderen regulierten Industrien?
  • Notfallplan: Eine Regelung zur Weiterführung bestimmter Funktionen auch im Fall von höherer Gewalt ist Pflicht – ein professioneller Anbieter hat eine klare Vorstellung davon, was mit den Prozessen seiner Kunden geschieht, falls sein eigenes Gebäude abbrennt oder die Internetverbindung massiv eingeschränkt wird.

Nächste Woche fasse ich (falls das immer noch nicht stattfinden wollende Sommerloch es zulässt) zusammen, welche Trends sind im Markt für Remote Infrastructure Management zu beobachten sind und worauf Sie sich einstellen sollten, wenn sie über eine Verlagerung von Infrastruktur-Aufgaben nachdenken.

Haben Sie Fragen zu Remote Infrastructure Management oder anderen Dienstleistungen, die ein globaler IT-Anbieter übernehmen kann? Bitte: Klick! :-)

Gefälschte Lebensläufe im indischen IT-Markt

Für den indischen IT-Markt spricht seit Jahren die enorme Anzahl von qualifizierten Fachkräften. Die Financial Times berichtet allerdings aktuell von einer steigenden Anzahl gefälschter Lebensläufe, mit Hilfe derer sich junge Inder um IT-Jobs bewerben ("outsourcing groups battle CV cheats"). 15% der Mitarbeiter, die den indischen Outsourcing-Giganten Wipro im abgelaufenen Jahr verlassen haben, mussten aufgrund falscher Angeben gehen, da sie im Rahmen einer internen Kontrollaktion aufgefallen waren. Ich bin mir sicher, daß so mancher Recruiter ganz gerne ein Auge zugedrückt hat, weil er eine hohe Einstellungsquote erfüllen musste und der Kandidat zumindest einigermaßen plausibel erscheinende Unterlagen präsentiert hat. Je höher der Druck, die Auftragseingänge abzuarbeiten, ansteigt, desto eher werden eben auch minder qualifizierte Mitarbeiter akzeptiert. Die kann man später publikumswirksam wieder loswerden, indem man eine Razzia veranstaltet, wie es jetzt eben Wipro getan hat. First Advantage, eine US-Sicherheitsfirma, spricht von einem Anstieg gefälschter CVs in der indischen IT-Szene um fast 80% im ersten Quartal 2008 gegenüber dem Vorquartal. Vor dem Hintergrund der vertraulichen Informationen, die diese Mitarbeiter dann Tag für Tag bearbeiten – man denke etwa an komplexe Projekte im Bank- oder Pharmabereich – ist eine solche Zahl tatsächlich bedenklich, und sie trifft ins Mark der indischen unique sales proposition: Das man einen schier unendlich großen Nachschub an hoch qualifizierten Mitarbeitern habe. Groß ist der Nachschub – aber nicht alle sind tatsächlich hoch qualifiziert...

Samstag, 16. August 2008

eFinance Lab

Das Frankfurter eFinanceLab ist eine Kooperation der Universitäten Frankfurt und Darmstadt mit einer Reihe von internationalen Beratungs- und Bankhäusern. Unter der Leitung von Prof. Wolfgang König werden seit mehr als fünf Jahren Erkenntnisse und Methoden aus allen möglichen Branchen auf ihre Brauchbarkeit für die Finanzindustrie abgeklopft. Ein aktuelles Forschungsergebnis beleuchtet das "Business-IT Alignment bei IT-Outsourcing", also auf deutsch: Wie gut kommuniziert die Fachabteilung mit den IT-Leuten. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis ("frühere Studien des eFinance Lab haben gezeigt"!), dass ein ausgeprägtes "bankfachliches Verständnis" in der IT-Abteilung zum Erfolg jedes IT-Projektes in einer Bank beiträgt. Diese wenig erstaunliche Erkenntnis wird aktuell anhand einer Studie mit 1.500 (!) US-Banken verifiziert, und siehe da: Je höher die "bankfachliche Kompetenz" des IT-Outsourcingpartners, desto runder läuft's bei Projekten mit einer Bank. Klingt für Nicht-Banker vielleicht schrecklich banal, aber gewiss steckt ja noch mehr dahinter: Auf der Webseite des E-Finance Lab oder auf der Herbsttagung des E-Finance Lab am 15.09.2008 in Darmstadt kann man es herausfinden.

Samstag, 9. August 2008

Nochmal die große chinesische Feuerwand. Eine Veranstaltung in Basel. Eine neue Gruppe auf XING. Und eine Verschiebung.

Der Hinweis auf "The Great Firewall" in diesem Blog vor ein paar Wochen war wohl nicht ganz unberechtigt – sie wird ja heuer in allen Zeitungen verdammt und ist tatsächlich eine inakzeptable Institution. Auch Herrn Generaldirektor Vespers olympischer Hinweis, es gebe ja auch in Deutschland zensierte Seiten, bspw. von Rechtsradikalen, ist nicht hilfreich, sondern einfach nur dumm. Aber: Freitag abend zeigt die ARD in ihrer Sendung "Panorama", dass man in China seit neuestem einfach so mit einem Kamerateam durchs Land fahren darf. Ja, es gebe "Begleiter" dabei, und nein, die "pauschale Drehgenehmigung", falls es denn eine ist, gelte nicht für Tibet, aber: Immerhin! Es tut sich etwas! Sind all die kleinen Schritte eigentlich wertlos? Zählt der Schritt in die richtige Richtung wirklich nicht, nur weil er das eigentliche Ziel noch nicht erreicht? Konfuzius sagt: Jede lange Reise beginnt mit den ersten Schritten. Die Entwicklung Chinas zu einer Nation, die die Menschenrechte umfassend achtet, ist eine lange Entwicklung. Aber sie hat begonnen, und das ist doch schon ziemlich gut! Hoffen wir auf weitere Schritte während und nach den olympischen Spielen.

Zurück in die südbadische Nachbarschaft: In der Fachhochschule Nordwestschweiz, manchmal salopp "FH Basel" genannt, diskutieren die IT-affinen Besucher in der Reihe "Campus Talk" in einem sogenannten "World Café": Man geht davon stets mit einem Kopf voller Inspirationen, zuvor unerkannter Blickwinkel und neuer Ideen nach Hause. Das nächste Thema ist ITIL, der in England entwickelte Standard zur Vereinheitlichung der IT-Prozesse. Bernhard Renner, Senior BSM Architect bei derSchweizer ITConcepts Professional GmbH, hält den Einführungsvortrag und wird Theorie und Praxis von ITIL prägnant beleuchten. Zum Auftakt: Networking in der lockeren Athmosphäre des legendären FHNW-"Apéro Riche". Alle drei Elemente lohnen sich! Termin: 03. September, 17:00h - Ort: FHNW in Basel – weiter Informationen auf der Webseite der FHNW. Im Oktober gibt’s da eine Veranstaltung namens IT-Outsourcing: Basel, Bukarest oder Bangalore, ich steuere die Keynote bei. Auch da gibt es vorher einen Apéro Riche und nacher ein "World Café" – also jedenfalls empfehlenswert!

Und noch ein Hinweis: Es gibt auf XING eine wunderbare neue Gruppe namens "Global Sourcing", in der alle Aspekte der globalen Zusammenarbeit in IT und verwandten Bereichen diskutiert werden. Schauen sie doch mal rein, oder noch besser: Schreiben sie doch mal rein!

Verschiebung: Nachdem seit der Ankündigung, hier einmal RIM zu beleuchten ("Remote Infrastructure Management") fast ein Monat ins Land gegangen ist, wollte ich hier heute eigentlich loslegen. Aber: Das Thema ist komplex, die Zeit ist knapp, das Sommerloch findet dieses Jahr nicht statt – sie merken schon, wohin der Hase läuft: Es dauert noch ein kurzes Weilchen mit dem RIM-Artikel. Ganz bestimmt schaffe ich es nächsten Samstag. Wenn nicht Olympia dazwischenkommt.

Samstag, 12. Juli 2008

"Remote Infrastructure Management" – ähm, wie bitte?

Wenn ich auf Befragen erkläre, was ich beruflich mache, sehe ich oft große fragende Augen vor mir. Dabei versuche ich, es wirklich kurz und knackig auf den Punkt zu bringen: "Ich berate Firmen dabei, wie sie asiatische oder osteuropäische Dienstleistungen nutzen können. In der Softwareentwicklung, aber auch in verwandten Bereichen." Jaja, soso, ... wie man sich das denn vorzustellen habe? "Nun, ich habe ziemlich viel Erfahrung im internationalen Projektmanagement, und ich habe eine schöne Liste von handverlesenen IT-Dienstleistern aus der ganzen Welt, die jeweils..." Aha, höre ich dann. Da habe ich also viel mit Computern zu tun?
Es ist schwer, manchmal. Weitere Erklärungen sind notwendig.

In der üblicherweise folgenden Unterhaltung fallen meist die Stichworte Internet (überall), Kosten der Informationsübermittlung (null), Fachkräfte (hier wenige, dort viele.), Kosten (hier hoch, dort niedrig). "Dann sitzen Sie in Freiburg ja nicht gerade am Nabel der IT-Welt!" werde ich dann gerne informiert, und auch der Hinweis auf Email, Internet und das Telefon trifft auf Skepsis. Aber: "Peking is' für mich so weit weg wie Stuttgart", sagte mal ein Kollege zu mir, "da fahr' ich ja auch nicht hin!". Dass ich gerade in Freiburg nah an den Unternehmen dran bin, die eben nicht wie Siemens, SAP oder T-Systems bereits IT-Center in ganz Asien haben, halte ich für einen echten Vorteil. Ich will ja nicht gegen Accenture oder EDS antreten, sondern dem regionalen Mittelstand eine vernünftige Herangehensweise an die globalisierte IT-Welt vermitteln. Und das nicht nur in Asien, sondern auch mit Blick auf unsere unmittelbaren Nachbarn in Osteuropa.

Die grenzenlose Welt der Informationstechnologie

Global IT Sourcing (also zunächst einmal: "Programmierung anderswo erledigen lassen") ist für viele immer noch ein Angstthema. Man behauptet hartnäckig, das sei für einen selbst nicht relevant, man habe viel zu komplexe Anforderungen und außerdem habe man gehört, dass das nie klappe, immer Tränen gäbe und überhaupt das Ende des christlichen Abendlandes bedeute.

Angesichts dieser Ausgangslage ist es vielleicht etwas verträumt, hier jetzt noch eine neue Facette der globalen Wertschöpfungskette vorstellen zu wollen. Ich glaube aber zu wissen, dass die Leser dieses Blogs doch eine Spur schneller als der Durchschnitt verstehen, wohin die globalisierte Welt steuert. Und dass das Eingraben auf Uralt-Positionen keine Zukunft hat. Und dass Technologie grenzenlos ist, und ihre Beherrschung kein Privileg der Bewohner Westeuropas und Nordamerikas. Und dass sich der eine oder andere schon mal gefragt hat, ob man bestimmte, gut beschreibbare Aufgaben nicht wirklich besser beschaffen kann als beim lokalen Edel-Anbieter.
"Remote Infrastructure Management" (oder, ganz hip: "RIM") ist so eine Facette, und der eine oder andere wird spätestens jetzt lieber weiter zur Computerbild klicken. Dem Rest sei verraten, dass Global IT Sourcing sich eben nicht darauf beschränkt, nur "Programmierung anderswo erledigen zu lassen". Es gibt eine Reihe weiterer Tätigkeiten, für die vor Ort, hier bei uns, kaum noch bezahlbare Kapazitäten vorhanden sind und die von kompetenten Kollegen im Ausland ebenso gut erledigt werden können. Die IT-Infrastruktur eines Unternehmens ist ein gutes Beispiel: Nachdem Datei- und Emailserver, Webpräsenz und Telefonanlage, Backupsystem und Notstromversorgung stehen, fällt permanenter Wartungsaufwand an.


Hilft mir bitte mal jemand?

Das Sicherheitsmanagement, bspw. das Schließen von Sicherheitslücken durch Konfiguration der Systeme und das Einspielen von Patches, verursacht traditionell großen Aufwand. Die Nutzer- und Gruppenverwaltung generiert eine permanente Last, das Management des betrieblichen Datenbestandes selbst, die Durchführung großer Backup- oder Wiederherstellungsoperationen, alle diese Dinge summieren sich zu einer gewaltigen Aufgabenlast auf. Welche IT-Abteilung mittelständischer Unternehmen hätte sich nicht schon gewünscht, es gäbe jemanden, der wenigstens die "einfachen", klar umschriebenen Aufgaben erledigen könnte? Der Sicherheitspatches einspielt, neue Nutzer anlegt, sich um pünktliche Backups und aktuelle Softwareversionen kümmert? Der einfache Systemfehler korrigiert, Logfiles leert, Plattenplatz zuweist, Altbestände komprimiert und archiviert, die Webseite aktualisiert, neue Nebenstellen zuweist, den Printserver neu startet, und so weiter und so fort ?

Die IT-Abteilung vor Ort kann sich dann nämlich darum kümmern, welche Geschäftsprozesse des Unternehmens IT-Unterstützung benötigen, wie die IT ihre Mitwirkung optimal erbringen kann und welche technischen Hilfsmittel die Unternehmensstrategie wirklich voranbringen. Sie kann sich, und damit sind wir beim Kern jeder Outsourcing-Überlegung angelangt, endlich wieder um das kümmern, was ihre eigentliche Aufgabe ist: Das Kerngeschäft des Unternehmens unterstützen. Alles andere kann auch der Kollege weit weg erledigen, ob er nun Deepak, Dimitri oder 韩迪 heißt.

Ein Rad, welches wir nicht neu erfinden müssen

Remote Infrastructure Management (RIM) ist ein hochinteressantes Angebot, welches neben den klassischen Gebieten "Software Services" (Software-Programmierung und Wartung) und "Business Process Outsourcing" (Auslagerung gesamter Geschäftsprozesse wie bspw. Buchhaltung oder Callcenterbetrieb) seine Nachfrage in der globalisierten Welt sucht. Die Potentiale sind hoch, das Vorgehen für Deutschland und Westeuropa noch recht neu – in den USA ist RIM seit Jahren ein etabliertes Vorgehen. Wir haben hier den Vorteil des "Second Movers" – müssen also nicht alles neu erfinden, sondern können auf bereits gewonnenen Erkenntnissen aufsetzen.

Einige dieser Erkenntnisse fasse ich für Sie demnächst in diesem Blog zusammen und stelle Ihnen RIM etwas ausführlicher vor. Kommen Sie also bitte wieder hier vorbei. Vorausgesetzt, sie haben nicht weiter oben schon weggeklickt zur Computerbild. Und sie haben auch etwas mit Computern zu tun ;-)

Mittwoch, 2. Juli 2008

IT-Offshoring Veranstaltung: Rückblick. Und: Ein neuer Report aus den USA . Der US-Wahlkampf und Global Sourcing.

Rückblick: Die Veranstaltung "IT-Outsourcing und Offshoring in der Praxis" am vergangenen Mittwoch im Hause Kleiner Rechtsanwälte in Stuttgart war bestens besucht – vielen Dank an alle Teilnehmer für die interessanten Beiträge, die lebhafte Diskussion und den Blick hinter die Kulissen der globalen IT-Wertschöpfung. Besonderer Dank gilt dem Hausherrn Rechtsanwalt Schneider-Brodtmann, der in dem außerordentlich angenehmen Rahmen der Stuttgarter Villa Augusta eine erstklassige Veranstaltung präsentierte. Man darf auf die nächsten Events gespannt sein!

Die US-amerikanische Brown-Wilson-Group, seit 2005 mit dem "Schwarzbuch Outsourcing" im Markt präsent, hat ihren jährlich aktualisierten Forschungsbericht veröffentlicht: Die Befragung von 24.000 Managern zu ihren Erfahrungen mit ausländischen Anbietern platziert Hewlett-Packard an der Spitze der Rangliste, gefolgt von Perot, CSC, Unisys und EDS. Der Report berichtet unter anderem vom Effekt des "Reverse Outsourcing": Asiatische Unternehmen eröffnen Büros in den USA und stellen Amerikaner ein um Kundennähe zu gewinnen und eine hohe Servicequalität liefern zu können. Wir erleben hier in Deutschland einen ähnlichen Trend: Hiesige IT-Outsourcing-Anbieter vergeben Teile ihrer Aufträge an Global-IT-Anbieter weiter oder eröffnen gleich selbst eine IT-Produktion in Osteuropa oder Asien. So wird Kundennähe mit den Vorteilen einer globalen Wertschöpfung kombiniert. Den Kunden kann es nur Recht sein: Weder Sprache noch Zeitverschiebungen, weder kulturelle Hürden noch rechtliche Probleme berühren sie. Sie bekommen einfach nur ihre Dienstleistung geliefert, und das schnell, günstig - und auf deutschem Qualitätslevel.

Das Thema "Offshore Outsourcing" oder "Global IT Sourcing" darf natürlich auch im Wahlkampf um die US-amerikanischen Präsidentschaft nicht fehlen: McCain und Obama müssen jetzt noch fünf Monate lange Monate ihren Wählern erklären, wie sie mit dem Abfliessen von IT-Aufträgen nach Indien und China umgehen wollen. Das ist ganz dünnes Eis – die Masse der US-Wähler steckt vielleicht nicht ganz so tief in der Materie, um die langfristig positiven Effekte der globalen Arbeitsteilung und das Grosse Ganze zu verstehen. McCain zeigt sich offshore-freundlich, schon nach den Vorwahlen in New Hampshire hatte er seine Begeisterung für die Globalisierung und die "neuen amerikanischen Arbeiter" gezeigt. "Levelling the global playing field", "the next generation of workers" und "a nation committed to competitiveness" sind Standardformulierungen in McCains Reden und den Veröffentlichungen seines Wahlkampfteams. Etwas anders Barack Obama, der sich zunächst versuchte, sich mit allgemeinen Plattitüden durchzumogeln ("We can’t have medicines that are actually making people more sick instead of better because they’re produced overseas."), dann aber doch zugeben musste:"We live in a more competitive world, and [outsourcing to India and China] is a fact that cannot be reversed!".
Ich werde weiter berichten!

Donnerstag, 19. Juni 2008

Der Mix macht's

Der ganze Gag an der internationalen Zusammenarbeit besteht darin, zu erkennen, welche Aufgaben sich für eine Vergabe nach Offshore eignen, welche am besten bei einem lokalen IT-Partner aufgehoben sind und welche tunlichst im eigenen Hause erledigt werden sollten. In diesem Sinne suche ich für den Standort Freiburg einer großen internationalen Werbeagentur einen

Typo3-Entwickler

zur Konzeption, Betreuung und Weiterentwicklung komplexer Internetauftritte. Es handelt sich um eine ziemlich attraktiv bezahlte Festanstellung mit viel Eigenverantwortung und einem wirklich netten Team. Interessiert ? Kurzer Anruf bei mir unter 0761 / 888 6600 für erste Fragen und den direkten Kontakt zur Agentur.

Freitag, 13. Juni 2008

Killerargument Datensicherheit – was bei der Vergabe nach Offshore zu beachten ist

Ein echtes Killerargument gegen die Vergabe von Aufträgen nach Asien oder Osteuropa ist ja der Hinweis auf die Datensicherheit. Jede auch noch so ausgeklügelte Vorgehensweise, die vorsichtigste Kalkulation, der raffinierteste Notfallplan kann durch eine einfach Bemerkung gekippt werden: Wie ist es um die Datensicherheit bestellt ? "Sie wissen ja", sagen die Datenschützer, gucken listig und wollen ja nur unser Bestes, "wer Daten aus der EU... ". Wenn jetzt noch das Wort "personenbezogen" fällt, ist es meist aus mit dem schönen Projekt. Extrarunden über Vorstand und Rechtsabteilung sind zu drehen, der Projektstart wird auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Der gebuchte Anbieter geht solange den Wettbewerb bedienen.

Das Thema Datenschutz und Datensicherheit ist hierzulande brisant. Um nur ja nichts falsch zu machen, verfällt mancher Verantwortliche in eine Handlungs- und Entscheidungsstarre und tut lieber gar nichts. Um es nun ganz deutlich zu sagen: Wir haben die strengsten Datenschutzgesetze der Welt, und das ist gut so. Unser Verständnis davon, wem Daten gehören und wer was mit welchen Daten tun darf, unterscheidet sich ganz grundsätzlich von dem unserer amerikanischen Freunde. Grob vereinfacht ausgedrückt gehören Daten hier demjenigen, den die Daten betreffen – dort gehören sie dem, der sie gesammelt hat. Dieses unterschiedliche Verständnis begreifen nach und nach auch die globalen IT-Anbieter, die sich heuer verstärkt dem europäischen Markt zuwenden und feststellen, dass es sich hier nicht um eine zweite Auflage des US-Marktes handelt. Es gelten hier ganz andere marktliche Gegebenheiten, und ein Aspekt davon ist eben der Umgang mit Daten. [Ein Offshoring-Schnelltest: Fragen Sie doch mal ihren Anbieter in Indien, wie er die aktuellen europäischen Datenschutzrichtlinien in der Arbeit mit europäischen Kunden umsetzt . Hat er eine wirklich schlüssige Antwort? Gut. Dann darf er ihr Anbieter bleiben. Sie wollen ja nicht auf einer Zeitbombe sitzen.]

Worauf ist zu achten, wenn anlässlich einer anstehenden Vergabe von IT-Aufträgen nach Offshore der Aspekt der Datensicherheit eines Offshore-Anbieters überprüft werden soll?

1. Bleiben Sie auf dem Boden. Grundsätzlich bestehen dieselben Risiken wie zu Hause auch: Diebstahl durch Mitarbeiter oder Einbrecher, Wirtschaftsspionage, oder Daten, die verschlampt oder verloren werden. Vor dem komplexeren rechtlichen Hintergrund, den jede internationale Komponente mit sich bringt, ist zusätzliche Aufmerksamkeit geboten. Ebenso unter dem Aspekt der höheren Aufmerksamkeit, die jede Offshore-Vergabe mit sich bringt.

2. Andere Länder, andere Sitten. Die Unterteilung der Welt in "Inland" und "Ausland" ist nicht hinreichend. Gartner hat beispielsweise in einer Reihe von Papieren letzten Herbst dargestellt, dass hinsichtlich des Schutzes von Daten und geistigem Eigentum Indien "gut" ist, China "schlecht", Brasilien "ganz okay" und Mexiko "sehr gut". Und: Der Abstand zwischen dem Buchstaben des Gesetzes und seiner Umsetzung und Anwendbarkeit im Tagesgeschäft kann immens sein. Produktfälschungen und Plagiate sind in China übrigens genauso verboten wie hier. Sie verstehen.

3. Sicherheitszertifikate für Unternehmen wie bspw. ISO 27001 sind gut, sie zeigen, bei aller gebotenen Skepsis, doch zumindest einmal, dass ein Lieferant das Thema Datensicherheit an sich erkannt hat. Wer hat das Zertifikat ausgestellt ? Welche weiteren Unternehmen wurden vom selben Aussteller zertifiziert ? Sind die Umsetzungen der Sicherheitsstandards nicht nur in den Standard Operating Procedures, sondern vor allem in den täglichen Routine-Abläufen tatsächlich zu sehen?

4. Falls eine Weitergabe von Daten an Partnerfirmen und Subunternehmen im Rahmen der Auftragserfüllung erlaubt sein soll, sind diese selbstverständlich mit der selben Sorgfalt zu prüfen, wie der eigentliche Lieferant selbst.

5. Auch im technischen Bereich gibt es eine Reihe von Ansatzpunkten: Welche Testdaten werden zum Zweck der Funktions- und Abnahmetests übergeben ? Sind sie wirklich unwiederherstellbar anonymisiert worden ? Oder wurden, noch besser, gänzlich erfundene Daten verwendet ? Werden alle Daten durch eine intelligent ausgestaltete Zugangs-und Zugriffskontrolle geschützt? Besteht ein ordentliches Nutzer-/Gruppen-Management für Berechtigungen und eine tatsächliche, physikalische Trennung der Daten verschiedener Kunden? Werden alle Manipulationen und Zugriffe entfernt, aber zentral protokolliert?

Eine umfassende Aufzählung von Sicherheitsaspekten müsste Fragen der Datenverschlüsselung behandeln, müsste Verantwortlichkeiten und Anreizsysteme, Best-Practices und die Vor- und Nachteile von Security-Audits beleuchten, und vieles mehr. Kern der Sache ist: Der Schutz von Unternehmensdaten erfordert eine hohe Aufmerksamkeit und ein solides Verständnis davon, was zu schützen ist, woher die Bedrohungen kommen und welcher Schutz von Unternehmensdaten daher angemessen ist. Das gilt im eigenen Serverraum ebenso wie auf dem Laptop irgendwo in Indien.

Falls Sie Fragen haben, was eine Firma in Indien, China, Südostasien oder Osteuropa für Sie und Ihre IT tun kann: Klicken Sie hier. (Bestätigen Sie aber bitte um Himmels Willen vor dem Absenden, dass sie die Datenschutzerklärung gelesen haben. Wegen der Zeitbombe. Sie verstehen schon. Vielen Dank.)

Schönes Wochenende!

Freitag, 30. Mai 2008

防火长城: Die Chinesische Mauer 2.0

"Lieber Herr Hahndorf, Ihre Webseite kann ich aufrufen, aber der Link auf ihr Global-Sourcing-Blog funktioniert nicht", stand in der Email aus Beijing. Er funktioniert aber, wie wir sofort hektisch überprüft haben, ganz prima – nur eben nicht aus China. 防火长城 (fanghuo changcheng), die Große Chinesische Mauer im Cyberspace, hat offenbar auch den Sourceconomy-Blog ausgeschlossen. Ich bin versucht, das als Kompliment zu sehen, widerstehe aber gerade noch dem Drang, in die aktuell so moderne allgemeine China-Beschimpfung einzustimmen. Sie wird der Sache nämlich auch nicht gerecht: zu komplex und verfahren sind die Fragen rund um Tibet und Menschenrechte, Oligarchie und Demokratisierung, Drachen und Tiger. Wer es etwas differenzierter haben möchte, wird diesen Literaturhinweis schätzen: "Globale Rivalen: Chinas unheimlicher Aufstieg und die Ohnmacht des Westens" von Eberhard Sandschneider, dem Chef des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.. Ein differenziertes Buch, das die Beziehung des "Westens" zu China nüchtern analysiert, das Verständnis für chinesische Perspektive erheblich fördert und dennoch aus unserer globalen Rivalität keinen Hehl macht. Interessant finde ich vor allem die Beobachtung, dass ein zerstrittener Westen, der sich nicht auf eine einheitliche Linie gegenüber dieser Supermacht einigen kann, ihr auch nicht auf Augenhöhe begegnen kann. Lesenswert.

Zurück zur IT: Schade, das mit der Blockade. Gerade im Reich der Mitte ist noch so viel zu tun: Offshoring und Oustourcing in China ist weniger umfangreich, als man es vermuten würde. Die Allgegenwart Chinas in den Medien suggeriert eine Vormachtstellung auch hier. Aber noch sind es weniger als 10% des weltweiten Marktes, sagt Unternehmensberater McKinsey in einer neuen Studie. Man habe aber den Eindruck, daß sich dies schnell ändern könne, wenn sich die Chinesen dazu entschliessen, den Sektor zu fördern und die Leistungsfähigkeit ihrer Leute zu steigern. Meine These: Die Chinesen haben sich ja in der Vergangenheit nicht gerade als zögerlich oder zurückhaltend erwiesen, wenn es um die Erreichung einmal gesetzter Ziele ging. Da kommt etwas auf uns zu, was wir noch nicht einmal erahnen. Die Auswirkungen auf unsere lokale IT-Industrie, auch hier in Baden-Württemberg und in Freiburg, wird enorm sein.

Veranstaltungsrückschau: Die Fachhochschule Nordwestschweiz hat gestern wieder einen ihrer inzwischen bekannten CampusTalks unter der Leitung von Martina Dalla Vecchia gegeben. Thema diesmal: Wirtschaftsspionage. Marco Marchesi, CEO der Schweizer Sicherheitsfirma ISPIN AG, hat eindrücklich vor Augen geführt, wie man in der Rolle als netter Kerl (neudeutsch: "per social engineering") Zugang zu sensiblen Daten bekommen kann. Mit einem freundlichen "Hallo ich bin der Marco vom Helpdesk" war es getan, schon sass er vor den eingeloggten Rechnern schweizerischer Versicherungsunternehmen. Im anschließenden World Café wurde intensiv diskutiert, wie man sich vor Wirtschaftsspionage schützen kann und wer ihr eher zum Opfer fällt. Nicht erstaunlich: Je mehr Wir-Gefühl in einem Unternehmen herrscht, desto geringer sind die Chancen von Außenstehenden, schädlichen Einfluß auszuüben. Ein starkes Team, welches gemeinsame Ziele verfolgt, bietet einem Eindringling oder einem Konkurrenten wesentlich geringere Chancen als eine zertrittene Mannschaft , die im inneren Exil lebt und sich gemeinsamen Zielen verschliesst.

Das wissen die Chinesen übrigens auch.

Samstag, 24. Mai 2008

IT-Outsourcing und Offshoring in der Praxis

Zunächst ein Veranstaltungshinweis in quasi eigener Sache: Der u.a. auf IT- und Biotechnologierecht spezialisierte Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Jörg Schneider-Brodtmann (Anwaltskanzlei Kleiner Rechtsanwälte) lädt zum

Erfahrungsaustausch "IT-Outsourcing und Offshoring in der Praxis"
am Mittwoch, 25. Juni 2008 in Stuttgart

ein. Er wird die rechtlichen Aspekte von IT-Outsourcing und Offshoring beleuchten, Thomas Gebhardt von Gebhardt Sourcing Solutions spricht über IT-Outsourcing, ich steuere den internationalen Aspekt bei. Die Veranstaltung richtet sich branchenübergreifend an alle Unternehmen, die entsprechende Maßnahmen implementiert haben, dies vorbereiten oder auch nur darüber nachdenken, sowie an Outsourcing-Anbieter und Beratungsunternehmen. Weitere Informationen zur Veranstaltung unter Tel.: 0711/601 708-29 (Nicole Medelin). Anmeldung bei Kleiner Rechtsanwälte oder bei Till Hahndorf / sourceconomy.

Forrester hat gerade einen Report veröffentlicht, der die weltweiten Ausgaben für IT-Services und IT-Outsourcing auf rund 488 Milliarden Euro schätzt, davon rund 25% für das IT-Outsourcing. Die gesamte Prozesskette von der Angebotseinholung bis zum unterschriebenen Vertrag sollte von Spezialisten begleitet werden – Forrester hebt (neben den Business-Verantwortlichen) auf die Experten für Sicherheit und Datenschutz ab, ich würde gerne noch die kulturellen Mediatoren und die strategische Ebene mit dabei haben. Nur um sicher zu stellen, dass es nicht vor lauter Messen und Regeln zu Insuffizienzen kommt, die nur schwer mess- oder regelbar sind. Und der Stratege kann die globale IT-Auftragsvergabe gleich in seine Vision für das nächste Jahrzehnt einbauen, da wird es ohne nämlich kaum noch gehen, wenn man im Wettbewerb bestehen will.

Die Krise der US-Wirtschaft und die Aufwertung der Rupie gegenüber dem Dollar haben in Indien zunächst die kleinen und mittleren Anbieter getroffen, hat die India Times herausgefunden. Die Auftraggeber, die ihre Vergabe nach Indien im Zuge der bremsenden Wirtschaft konsolidiert haben, haben dies zunächst mit den weniger umfangreichen Aufträgen an die kleinen Anbieter getan. Grund könnte sein, dass in Boomzeiten eine Verteilung der Aufträge auf mehrere Anbieter erfolgt. Dies ist sinnvoll, weil Kunden so für einzelne Projekte mehr Aufmerksamkeit vom jeweiligen Lieferanten geboten bekommen und die Verteilung des Auftragsportfolios auf mehrere Anbieter auch zur Minimierung des Risikos sinnvoll ist. Wenn die Zeiten dann knapper werden, werden diese Aufträge als erste zurückgezogen. Was heißt das für uns in Deutschland und Europa? Da sind freie Kapazitäten, wir können die Rupie billig bezahlen, die EU rückt sowieso in den Vertriebsfokus der Indischen Anbieter: So gut war die Gelegenheit seit vielen Jahren nicht. Wer sich jetzt auf die Suche nach einem Anbieter in Indien macht, hat gute Chancen, zu attraktiven Preisen hohe Qualität zu bekommen. Es ist äußerst angenehm, genau im Kernfokus der Anbieterszene zu liegen – oder anders ausgedrückt: Wer jetzt als deutscher Mittelständler nach Indien geht, um sich dort IT-Services zu kaufen, wird mit offenen Armen empfangen. Fragen sie doch mal hier nach, wie man da am besten vorgeht.

Fundstelle: Die Ameria GmbH, Heidelberger IT-Schmiede mit Technologiezentrum in der Ukraine, hat das Heft selbst in die Hand genommen und mit der örtlichen Universität in Simferopol eine Ausbildungskooperation vereinbart. Die Uni bildet die Programmierer aus, Ameria steuert die internationalen Projektmanagementfähigkeiten bei. Dafür dürfen sie dann vermutlich als erste im Pool fischen. Ziemlich schlau – die reiferen Offshoremärkte in Indien oder auf den Philippinen werden heute schon fast ausschließlich von der Knappheit an fähigen Mitarbeitern gebremst. Wer da schon früh gegensteuert, hat in ein paar Jahren Recruiting-Oberwasser. Und dass die Ukraine in naher Zukunft einer der IT-Märkte Europas sein wird, steht außer Frage.

Samstag, 17. Mai 2008

Die Gewinner der Globalisierung

Wegen 10 fehlender Rupien (etwa 15 cent) für Busfahrkarten haben ein indischer Arbeiter und seine vierjährige Tochter am Mittwoch im indischen Orissa den Tod gefunden, das meldete gestern die FAZ. Es habe eine Auseinandersetzung mit dem Schaffner gegeben, die beiden seien in der Folge aus dem Bus gestossen und überfahren worden. Daraufhin hätten aufgebrachte Passagiere den Bus in Brand gesetzt.

Das ist eine scheußliche Meldung und eine tragische Geschichte. Solche Meldungen führen mir stets aufs Neue vor Augen, wie weit entfernt manche Länder, aus denen wir Dienstleistungen beziehen, tatsächlich liegen. In diesem Falle ist es die Entfernung auf der Wohlstandsskala, die in den Vordergrund tritt. Laut NASSCOM arbeiten rund 2 Mio. Inder auf dem Subkontinent in einer technologienahen Branche und gehören zur Schicht der Gesellschaft, die als "upwardly mobile" bezeichnet wird, also als aufsteigend und in der Lage, sich am oberen Ende der Wohlstandsskala zu orientieren. Das sind weniger als 0,2% der indischen Bevölkerung (2 Mio gegenüber 1,15 Mrd)! Wir dürfen nicht vergessen, daß unsere Gesprächspartner in Softwareprojekten und Callcentern, in Wartungsarrangements und SAP-Implementationen nicht die durchschnittlichen Inder sind, sondern die direkten, primären Gewinner der Globalisierung. Über deren Wirtschaftskraft profitieren nun zunächst deren Familien, nach und nach aber die gesamte indische Gesellschaft vom internationalen Austausch. Sie hat es, und das sollten wir eben nicht vergessen, dringend nötig.

Noch eine Meldung, diese stand unter anderem in der ZEIT: Das indische Billig-Auto TATA NANO enthält eine ganze Menge deutscher Teile. Von Bosch über Freudenberg bis ZF steckt viel deutsche Ingenieurskunst im "indischen Volkswagen". Hergestellt wird alles in den jeweiligen indischen Dependancen. Man habe sich vom reinen Zulieferer zu einem integrativen Bestandteil der Wertschöpfungskette hochgearbeitet, berichten die Manager vor Ort. Nun sei man auch in Design und Gesamtarchitektur komplexer Systeme eingebunden. Das spiegelt exakt die Entwicklung in der globalisierten IT-Landschaft wider: Waren die Partner "offshore" und "nearshore" zunächst reine Ausführungsgehilfen, haben sie sich inzwischen einen festen Platz in Planung und Entwurf von Produkten und Systemen erarbeitet. Der ZEIT-Artikel steht hier. Wer sich darüber informieren möchte, welche Projekte sich für eine Vergabe nach Asien oder Osteuropa eignen, sollte mal hier klicken.

Freitag, 9. Mai 2008

Die NASSCOM und das Freiburger Medienforum

Wussten Sie eigentlich, daß ihre Programmierfirma in Indien keine Steuern zahlt? Ganz legal – der sogenannte Tax Holiday für die indischen Softwareexporteure gilt seit April 2000. Aktuell wird er um ein Jahr verlängert, sonst wäre er nächsten März ausgelaufen. Die Nasscom, Speerspitze der indischen Software-Lobby, hat also offenbar ihren Job gemacht. Wo man sich angesichts gesperrter US-Arbeitsvisa noch in liberaler Rhetorik für Reisefreiheit und unbehinderte Wertschöpfung stark machte, will man nun mit der Steuerpolitik die eigene Softwarebranche vor der Konkurrenz aus Vietnam und den Philippinen schützen. Dort gelten natürlich ähnliche Steuerprogramme, und ob das alles wirklich sinnvoll ist, darf bezweifelt werden. Jeder Volkswirt hat einmal gelernt, daß Steuern immer zu Wohlfahrtsverlusten führen. Som Mittal, Chef der Nasscom, meint dazu allen Ernstes, man müsse den IT-Exporteuren schließlich ein wenig Zeit geben, sich an die verschärften Marktbedingungen des schwachen Dollars und der Rupee-Aufwertung anzupassen. Das ist Jammern auf hohem Niveau: Der indische IT-Markt ist im vergangenen Jahr um 33% gewachsen. Da muss man im Export (nur 28% Wachstum!) schonmal nachhelfen.

Das Ottawa Business Journal beschreibt die Entwicklung in Indien in seinem Beitrag "Eastern promises..." kritisch: Das indische Personalwesen mit seinen steilen Hierarchien basiert auf raschen Beförderungen. Die Karriereleiter vom Entwickler zum Teamlead, weiter zum Manager und zum "Solution Architect" muss innert weniger Jahre erklommen werden. Wenn jemand auch nur für kurze Zeit auf einer Stufe verweilt, kann er in den Augen seiner Kollegen schnell Schaden nehmen – in einer beziehungsgesteuerten Gesellschaft wie der indischen noch eher als in der westlichen Welt. Das führt dazu, dass immer mehr Häuptlinge über immer weniger Ind(ian)er gebieten – der Kampf um Entwickler auf dem Einstiegslevel ist inzwischen so heftig, dass Arbeit bereits nach China weiter out-ge-sourced (oder heisst es ge-out-sourced?) wird. Osteuropa wird als Alternative angeführt, Rumänien beispielsweise, oder eben die Ukraine. Aber das wissen die Leser dieses Blogs ja eh schon (Siehe hier).


Anderes Land, anderer Branchenverband, anderer Markt: Wenn die IT-Absolventen der Exzellenz-Uni Freiburg sich nach ihrer Ausbildung nach einem Job umsehen, haben sie, so die lokale Befürchtung, die Fernbrille auf. Der nächste Arbeitgeber liegt aber nicht in Walldorf, sondern unter Umständen in der direkten Nachbarschaft zur Universität: Freiburg hat eine lebendige Technologieszene; bekannte Größen wie United Planet oder Lexware werden flankiert von Nischenanbietern wie dem ÖPNV-Spezialisten highQ oder den Excel-Profis von Jedox. Genug Softwarepower, um auch anspruchsvolle Exzellenz-Absolventen anzuziehen. Die Fachgruppe Software des regionalen Business-Netzwerks "Medienforum Freiburg" hat es sich aktuell zur Aufgabe gemacht, den Absolventen die Einsicht zu vermitteln, daß der Standort Freiburg sich nicht nur zum Studieren und Feiern, sondern auch zum Arbeiten und Feiern eignet. Zunächst wird sich die Fachgruppe nun insbesondere beim Sommerfest der Informatiker einbringen und dieses nicht nur finanziell sondern auch informativ unterstützen – beim Feiern ist der Erkenntnisgewinn über die Standortvorteile Freiburgs als Arbeitsplatz dann hoffentlich hinreichend hoch.

Samstag, 26. April 2008

Offshore Outsourcing stirbt!

Ich bewundere täglich aufs Neue das Stehvermögen und die Disziplin mancher asiatischer und osteuropäischer IT-Anbieter. Tag für Tag arbeiten sie unbeirrt ihre Vertriebslisten ab, sagen am Telefon ihre Sprüchlein auf, versenden ihre www-Adressen und Broschüren und notieren eifrig Kundenwünsche. Oder sollte ich besser sagen: Nicht-Kundenwünsche ? Das scheint näher an der Wahrheit zu liegen: Asiatische IT-Firmen klagen über den hohen Aufwand und die mässigen Erfolge ihrer Vertriebsanstrengungen bei Endkunden.

Neulich gestand mir ein technischer Einkäufer eines deutschen, milliardenschweren Handelsunternehmens – ein Traumkunde für jeden Global Sourcing-Anbieter – daß er nicht verstehe, was da angeboten wird. Ich glaube ihm das. Technologie- und Softwareanbieter aus dem fernen Ausland neigen dazu, mit unverständlichen, ans dadaistische grenzenden Aussagen zu werben („We give RFP in 24 hours!“) oder schmücken sich mit den irrsinnigsten Beinahe-Zertifikaten („we work with processes oriented along CMM level 4, and MS Gold is expected by Q4!“). Selbst wenn man sich auf der CeBIT 10 Minuten lang mit einem Anbieter unterhält, hat man dannach keine Ahnung, was er eigentlich verkaufen will. Auch für Experten mit einigen Jahren Erfahrung im asiatischen Technologiekontext ist es mitunter mühsam, herauszuarbeiten, was einen Anbieter wirklich aus der Masse herausheben und ihn zu einem attraktiven Partner machen könnte.

Damit Aufträge vergeben werden, müssen Anbieter und Nachfrager übereinkommen – und das passiert oftmals, und gerade auf solchen Messen, eben nicht. Die Anbieter können nicht einfach und sinnvoll erklären, was sie anbieten, und die Nachfrage sind ob der Komplexität der Informationen zu verwirrt, um irgendeine Entscheidung zu treffen. Meine Beobachtung ist: Der Bedarf besteht, aber er findet oftmals keine verständliche Antwort.

Das ist zunächst mal natürlich schlecht – einige der Anbieter werden das nicht überleben, ihre Angebote werden vom Markt verschwinden obwohl sie eigentlich gut waren, nur eben nicht gut verkauft. Auf lange Sicht ist die Entwicklung aber dann doch wieder gut, denn sie zeigt vor allem eins: Die Offshore-Outsourcing Branche reift. Sie ist erwachsen geworden. Sie ist heute komplex und steckt voller subtiler Details. Und, ganz wichtig: Die Nachfrager behandeln Global Sourcing / Offshore Outsourcing zunehmend wie Infrastruktur.

Die Offshore Outsourcing Industrie wird sterben. Nicht im eigentlichen Sinne – es wird in der Informationstechnologie immer globale Zusammenarbeit geben, solange die Transaktionskosten fast bei Null liegen – aber es wird für die Endanwender, die letztendlichen Nachfrager nach IT-Lösungen, keinen Grund mehr geben, sich auf der Cebit bei den indischen, tschechischen oder philipinischen Anbietern verwirren zu lassen. Wenn etwas zur Infrastruktur geworden ist, so wie Stromversorgung oder Internetverbindung, interessieren sich nur noch wenige für die Details der Herstellung. Es zählen nur noch Ergebnisse. Innovative, globale Wertschöpfungsketten sind nur noch interessant für Hersteller – deren Aufgabe ist es, attraktive Pakete zu schnüren, welche die Kunden dann kaufen wollen.

Niemand will „Offshore Outsourcing“ kaufen. Kunden wollen Lösungen: Datenbankanbindungen, SAP-Reports, Migrationen von A nach B. Sie wollen es schnell, qualitativ einwandfrei und möglichst günstig. Sie wollen sich nicht in fremde Kulturen einarbeiten, sie können auf verrauschte Telefonkonferenzen rund um den Globus verzichten, sie brauchen auch keine 3,5 Stunden Security-Wartezeit im Indira Gandhi Airport wenn sie mal „ihr Team“ besuchen waren. Sie wollen nichts damit zu tun haben. DAS ist die Zukunft von Offshore Outsourcing.

Stellen Sie sich vor, ein asiatischer Betreiber eines Schreibbüros müsste einer deutschen Anwaltskanzlei seine Dienste verkaufen. Er hätte einen schweren Stand, denn die Errungenschaften seiner Branche wären schwer zu vermitteln: Verschlüsselung von Übertragung von diktierten Inhalten über das Internet, Webportale mit Bereichen zum Hinterlegen von Diktaten und Dokumenten, Qualitätssicherung, Datenschutzvereinbarungen, ausgefeilte Trainingscurricula für die Mitarbeiter etc. Der Anwalt möchte einfach nur seinen Schriftsatz, und zwar fehlerfrei, schnell und zu bezahlbaren Kosten. Wie das en detail funktioniert, interessiert ihn überhaupt nicht. Daher werden solche Dienstleistungen auch nicht an Anwaltskanzleien, sondern an Bürodienstleister verkauft. Airbags (als Teil einer Sicherheits-Gesamtlösung) werden ja auch nicht an Autofahrer verkauft, sondern an Autohersteller. Ein Callcenter in Indien (als Teil eines Service-Pakets für Handies) wird nicht den Handybenutzern verkauft, sondern der Telekom. Software As A Service (SaaS) ist ein schönes Beispiel: Wen interessiert, wie Salesforce.com im Hintergrund funktioniert ? Hauptsache, meine Aktivitäten werden zuverlässig verwaltet!

Die CeBIT wird nun nicht völlig auf ihren Offshore Outsourcing Bereich verzichten. Dafür ist das Thema zu wichtig. Aber sie wird nicht mehr ganze Hallen dafür vorsehen, obschon immer wieder innovative Anbieter von Global Sourcing Ideen neue Produkte und alternative Wege für die Branche aufzeigen werden. Der Fokus der Branche wird sich jedoch von der breiten Masse zu einer stark verdichteten Gemeinde von Global Sourcing Profis verlagern. Auf fokussierten, hochkarätig besetzten Fachkongressen und Veranstaltungen werden sich die Macher der Industrie austauschen, werden die asiatischen und osteuropäischen Global Sourcing Anbieter mit den Technologieführeren Europas verhandeln und Angebot und Nachfrage zusammen bringen.

Samstag, 19. April 2008

7 Jahre in ...

Ich werde langsam alt: Ich habe gerade ein Paper zum Thema „Offshore-Outsourcing“ wiedergefunden, welches ich vor sage und schreibe sieben Jahren verfasst habe. Wie schön: Es stimmt alles im Großen und Ganzen auch heute noch. Die Gewichtungen haben sich ein wenig verschoben, es wird heute routinierter und realitätsnäher mit dem Thema umgegangen. Vor sieben Jahren wurden noch ausführliche, bis ins kleinste Detail durchdefinierte Anforderungen übergeben – heute wird zunehmend auf agile Methoden vertraut, die der Tatsache Rechnung tragen, daß die tatsächlichen Anforderungen an eine Softwarelösung oft erst während ihrer Entstehung deutlich hervor treten. Auch die früher üblichen Mammutverträge, mitunter hunderte von Seiten stark in dem Versuch, auch das unwahrscheinlichste juristische Schlupfloch zu verlegen, sind zumeist flexiblen, auf beiderseitiger Motivation beruhenden Absprachen gewichen. (Ein paar aktuelle Überlegungen dazu im CIO magazine.) Die Branche ist auch etwas älter geworden, vieles ist nicht mehr so schrecklich aufregend sondern gute betriebliche Praxis geworden, oder wie es auf neudeutsch heisst: Best practices haben sich herausgebildet. Dazu gehört auch, das nicht jede Firma, die erstmals Aufträge ins ferne Ausland vergibt, das Rad neu erfindet, sondern sich viele von Beginn an professionellen Rat holen.

Das jährliche India-Symposium der Schweizer Hochschule St. Gallen ist wahrscheinlich das beste in Europa. Schon beim ersten Forum 2005 war der indische Botschafter anwesend, Vorstände und akademische Autoritäten bevölkerten die Referentenliste. Heuer, beim vierten India-Symposium, liest sich der Prospekt der Referenten und Ehrengäste wie das Who-is-who der indischen Technologie- und Industrieszene. Vom Infosys-Gründer bis zu Indiens Mercedes-Benz-Chef sind sie alle da. Dr. Sigu Muringaseril, Gründer, Vorsitzender und Evangelist der Veranstaltung, ist Leiter des India Portfolio am Asia Research Center der Hochschule St. Gallen. Sein besonderes Augenmerk gilt dem strategischen Geschäftsbereich "Academia-to-Business (A-2-B)". Termin: 22. August 2008. Programm und Registrierung hier. Ich werde berichten.

Forrester hat eine neue Studie "Offshoring Strategies For Continental European Firms" veröffentlicht, in der – nicht überraschend – steht, dass Offshore-Outsourcing in Europa im Kommen ist. Das ist unter anderem deswegen wichtig, weil die Schwäche der amerikanischen Wirtschaft und die resultierende Aufwertung der indischen Rupie eine besondere Motivation für indische Anbieter darstellt, den europäischen Markt anzugehen. Tata Consultancy Services hatte seine Absichten für den deutschen Markt ja bereits deutlich formuliert (siehe meinen Blog-Beitrag vom 19.01.2008), andere werden folgen: Die indischen Anbieter bereiten sich intensiv auf den europäischen Markt vor. Deutsche und europäische Unternehmen, die ihre Zurückhaltung jetzt ablegen und die Inanspruchnahme dieser Services vorbereiten, können (noch!) frühe Vögel sein und den Wurm fangen.

Samstag, 29. März 2008

Die Mischkalkulation ist dein Freund

„Mit diesem niedrigen Gehalt zerstört Ihr doch nur die Arbeitsplätze“ wurden wir gelegentlich angezischt, wenn wir den Job einer qualifizierten Kraft wieder einmal für weniger als fünf Mark die Stunde erledigt hatten. Wir erledigten dieselben Jobs wie unsere dreifach so gut bezahlten Kollegen, unsere Kunden wussten oftmals nicht, wer eigentlich Fachkraft und wer Billigarbeiter war…Halt! Das hat mit IT oder mit Offshoring nichts zu tun, sondern war der Arbeitsalltag während meines Zivildienstes in den 80er Jahren, als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz. Der Markt für Rettungsdienste und Krankentransport war gerade frisch dereguliert worden, private Anbieter etablierten sich, die Mischkalkulation war für das DRK damals die einzige Möglichkeit, gegen den Wettbewerb wirtschaftlich zu überleben. Durch die Beschäftigung von kostengünstigen Kräften parallel zum Kernteam wurde insgesamt ein akzeptables Lohnkostenniveau erreicht, um den öffentlichen Versorgungsauftrag zu den armseligen Erstattungssätzen der Kostenträger erfüllen zu können.
Übertragen auf die Offshore-Vergabe von Softwareaufträgen hinkt das Beispiel natürlich gewaltig. Einzig das Phänomen Mischkalkulation ist dasselbe: Nur wenn die Kollegen in Indien, China und Osteuropa unseren durchschnittlichen Kostensatz drücken, bleiben wir wettbewerbs- und am Markt überlebensfähig. Wenn sich die Kosten der Softwareentwicklung langfristig nicht unter den erzielbaren Ertrag drücken lassen, wird der Chef irgendwann die Produktion einstellen müssen. Und da gibt’s dann keinen öffentlichen Auftrag mehr, sondern höchstens noch den feixenden Wettbewerber, der sich längst ein schlankes Programmierer-Kernteam mit Zuarbeitern in der ganzen Welt eingerichtet hat. -

Neulich rief mich eine Londoner Agentur an: Bei rund 20 Leuten in der Softwareentwicklung beschäftige man außerdem zwei Outsourcing-Partner. Einen aus Asien, einen aus Osteuropa, man sei auch sehr zufrieden – wolle aber auf mehr als nur zwei Beinen stehen. Ob ich ihnen bitte eine maßgeschneiderte Empfehlung für zwei weitere Offshore-Partner erstellen könne. Nach zwei ausführlichen Telefonaten zu den vorhandenen Prozessen und den technologischen Anforderungen mache ich mich an die Recherche…und bin beeindruckt von der Weitsicht dieses Kunden. Nicht nur weil er mich beauftragt (das spricht natürlich ganz gewaltig für ihn :-)), sondern weil seine Offshore-Partnerschaften Teil seines regulären Risiko- und Portfoliomanagements geworden sind. -

Letztlich: Eigentlich war ich ja sicher, dass schon letztes Jahr entweder Tata Consultancy Services, Infosys oder Wipro eine der westlichen „Big Five“ Managementberatungen übernehmen würde. Einstweilen hat sich Ratan Tata die ehemals britischen Edelmarken Jaguar und Land Rover genehmigt. Der Countdown läuft…

Samstag, 15. März 2008

Wir rufen immer wieder an ! (Bis unser Job nach Indien wandert)

Und schon wieder klingelt das Handy, Anrufer anonym, Grüß Gott, der T-Mobile-Geschäftskundenservice, ob ich einen Augenblick Zeit hätte. Nein, sage ich, wie immer, ich wünsche keinerlei Anrufe. Och Gott, verlassen Sie sich drauf, wir rufen Sie immer wieder an, sagt die Stimme am anderen Ende und legt auf. Allen Ernstes. Gestern abend, um halb sechs. Ich bin daraufhin, und das passiert mir wirklich nicht oft, sprachlos. (Nun gut, es wäre ja auch keiner mehr in der Leitung gewesen, um mir zuzuhören.)

Nicht zu fassen, oder ? Was mir dabei wirklich rätselhaft ist: Welchen Antrieb hat ein Callcentermitarbeiter, so etwas zu sagen? Es geht ja gar nicht darum, ob der Anruf nun legitim oder nur legal war. Es stört mich jedesmal, ich sage das auch jedesmal, aber offenbar gibt es im CRM-System von T-Mobile keinen Vermerk „dieser seit 10 Jahren treue Kunde wünscht keine Werbe-Anrufe“. Es geht darum, daß T-Mobile offenbar seineMitarbeiter im Callcenter nicht im Griff hat. Oder findet sie einfach keine qualifizierten (oder qualifizierbaren) Leute, die den Job zu seinen Bedingungen erledigen ? Da haben die Callcenter-Mitarbeiter aber enormes Glück, daß in den großen Offshore-Destinationen noch eher mässig Deutsch gesprochen wird. Sonst wäre nämlich bspw. ein indischer Anbieter am Zug, mit knallharten Qualitätskontrollen und einer Mannschaft, für die der Job im Callcenter eine echte Karriere ist. Die sich in ihren Job reinhängen und die wissen, daß jeder einzelne schlechte Eindruck, den der Kunde erhält, direkt auf den Auftraggeber zurückfällt, und damit auf den Callcenter-Dienstleister. Wer erfährt einen Nachteil, wenn in Zukunft das T-Mobile-Callcenter in Indien steht? Die unqualifizierten (oder unqualifizierbaren) Mitarbeiter in Deutschland. Wer profitiert ? Die Kunden. Die sind übrigens die, die das Ganze bezahlen. Hatte mein Callcenteragent wohl gerade vergessen, aber er ruft ja wieder an.

Unter anderem die Schilderungen der Callcenterbranche machen das Buch "The world is flat" von Thomas Friedman empfehlenswert. Friedman ist Kolumnist der New York Times und dreifacher Pulitzerpreisträger. Sein Buch über die Globalisierung ist kenntnisreich und spannend: eine Globalisierungs-Pflichtlektüre, wenn auch nicht uneingeschränkt nachbetbar. Selber lesen.

PS: Ich hatte übrigens schon vor Wochen die Faxen dicke und ziehe nun um, wahrscheinlich zu Simyo. Mein Telefonierverhalten kostet dort noch nicht einmal die Hälfte. "Rufnummernmitnahme" und „Automatische Aufladung per Lastschriftverfahren“ heissen die Zauberworte, das gibt es so wohl nur dort. Achtung: Ein normaler Zweijahres-Vertrag bei T-Mobile hat gewöhnlich eine dreimonatige Kündigungsfrist. Bei mir hat ein formloses Kündigungsschreiben (mit Unterschrift eingescannt und an servicecenter.gk@t-mobile.de geschickt) ausgereicht, die schriftliche Bestätigung kam postwendend.