Dienstag, 26. August 2008

Fortsetzung: Remote Infrastructure Management

Die Palette von Aufgaben, für deren Verrichtung keine physische, lokale Präsenz notwendig ist, ist groß, wie diese Übersicht von HCL, einem der größten Anbieter zeigt. (Wenn Sie auf das Bild klicken, öffnet sich ein besser lesbare Ansicht - ich habe leider noch nicht herausgefunden, wie man Blogspot das alberne Verkleinern der Bilder abgewöhnt)

Für eine Verlagerung nach Offshore eignen sich nach einer Studie von Nasscom (dem indischen IT-Branchenverband) und McKinsey (den Strategieberatern) rund 50 bis 70% aller Infrastructure-Managementaufgaben. Manches eignet sich besser, wie bspw. technischer Support oder Überwachungsaufgaben hinsichtlich Systemleistung oder –kapazität. Manches ist weniger geeignet, wie bspw. die direkte Produktionsunterstützung (weil viel detailliertes Prozesswissen erforderlich ist) oder eben der Betrieb des eigentlichen, physischen Datencenters – eine Serverraumplanung lässt sich eben schwerlich erledigen, ohne den Raum selbst wenigstens gelegentlich zu betreten.

RIM-Erfolgsfaktoren:

  • Tatsächliche innere und äußere Bereitsschaft. Die Unternehmensführung hat ein Vorstellung davon, was sie von einer externen Vergabe erwartet, und sie hat eine Palette von einfachen, belastbaren, robusten Prozessen etabliert, um externe Dienstleister erfolgsorientiert zu steuern.
  • Klare Outsourcing-Strategie und vorhandene Global-Sourcing-Kompetenz: Das Unternehmen ist sich darüber im Klaren, welche Aufgaben sich wirklich für eine externe Vergabe eignen. Es hat das notwendige Verständnis für das Vertragsmanagement aufgabeut oder zugekauft und kann mit der immanenten Dynamik globaler Lieferverträge umgehen
  • Richtige Anbieterauswahl: Ein sauber definierter Prozess und eine Anbieterauswahl nach Kriterien, die tatsächlich zur Aufgabenstellung passen (also hier: Kompetenz im Management von IT-Infrastruktur!) .
  • Herausforderungen Wissensmanagement und Kommunikation : Mitarbeiterabgang von entscheidenden Positionen soweit wie nur möglich minimieren, Wissen dokumentieren und so personenunabhängig wie möglich machen - institutionelles statt individuelles Wissen. Dazu gehört auch ein Verständnis für die kulturellen Aspekte der Kooperation und eine professionelle Kommunikation, die diese berücksichtigt.
  • Datensicherheit, Datenschutz, vorgeschriebene Standards beachten: Die deutschen und EU-Gesetze sind zum Glück streng – dass ihre Einhaltung und operative Umsetzung durch den Infrastrukturprovider "remote" ebenso treu erfolgen muss, als wäre er im Nachbargebäude ansässig, versteht sich von selbst, das Gleiche gilt für die Datensicherheit unter Businessaspekten. Gibt es zusätzliche Pflichtstandards wie bspw. in der Gesundheitsbranche oder in anderen regulierten Industrien?
  • Notfallplan: Eine Regelung zur Weiterführung bestimmter Funktionen auch im Fall von höherer Gewalt ist Pflicht – ein professioneller Anbieter hat eine klare Vorstellung davon, was mit den Prozessen seiner Kunden geschieht, falls sein eigenes Gebäude abbrennt oder die Internetverbindung massiv eingeschränkt wird.

Nächste Woche fasse ich (falls das immer noch nicht stattfinden wollende Sommerloch es zulässt) zusammen, welche Trends sind im Markt für Remote Infrastructure Management zu beobachten sind und worauf Sie sich einstellen sollten, wenn sie über eine Verlagerung von Infrastruktur-Aufgaben nachdenken.

Haben Sie Fragen zu Remote Infrastructure Management oder anderen Dienstleistungen, die ein globaler IT-Anbieter übernehmen kann? Bitte: Klick! :-)

Gefälschte Lebensläufe im indischen IT-Markt

Für den indischen IT-Markt spricht seit Jahren die enorme Anzahl von qualifizierten Fachkräften. Die Financial Times berichtet allerdings aktuell von einer steigenden Anzahl gefälschter Lebensläufe, mit Hilfe derer sich junge Inder um IT-Jobs bewerben ("outsourcing groups battle CV cheats"). 15% der Mitarbeiter, die den indischen Outsourcing-Giganten Wipro im abgelaufenen Jahr verlassen haben, mussten aufgrund falscher Angeben gehen, da sie im Rahmen einer internen Kontrollaktion aufgefallen waren. Ich bin mir sicher, daß so mancher Recruiter ganz gerne ein Auge zugedrückt hat, weil er eine hohe Einstellungsquote erfüllen musste und der Kandidat zumindest einigermaßen plausibel erscheinende Unterlagen präsentiert hat. Je höher der Druck, die Auftragseingänge abzuarbeiten, ansteigt, desto eher werden eben auch minder qualifizierte Mitarbeiter akzeptiert. Die kann man später publikumswirksam wieder loswerden, indem man eine Razzia veranstaltet, wie es jetzt eben Wipro getan hat. First Advantage, eine US-Sicherheitsfirma, spricht von einem Anstieg gefälschter CVs in der indischen IT-Szene um fast 80% im ersten Quartal 2008 gegenüber dem Vorquartal. Vor dem Hintergrund der vertraulichen Informationen, die diese Mitarbeiter dann Tag für Tag bearbeiten – man denke etwa an komplexe Projekte im Bank- oder Pharmabereich – ist eine solche Zahl tatsächlich bedenklich, und sie trifft ins Mark der indischen unique sales proposition: Das man einen schier unendlich großen Nachschub an hoch qualifizierten Mitarbeitern habe. Groß ist der Nachschub – aber nicht alle sind tatsächlich hoch qualifiziert...

Samstag, 16. August 2008

eFinance Lab

Das Frankfurter eFinanceLab ist eine Kooperation der Universitäten Frankfurt und Darmstadt mit einer Reihe von internationalen Beratungs- und Bankhäusern. Unter der Leitung von Prof. Wolfgang König werden seit mehr als fünf Jahren Erkenntnisse und Methoden aus allen möglichen Branchen auf ihre Brauchbarkeit für die Finanzindustrie abgeklopft. Ein aktuelles Forschungsergebnis beleuchtet das "Business-IT Alignment bei IT-Outsourcing", also auf deutsch: Wie gut kommuniziert die Fachabteilung mit den IT-Leuten. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis ("frühere Studien des eFinance Lab haben gezeigt"!), dass ein ausgeprägtes "bankfachliches Verständnis" in der IT-Abteilung zum Erfolg jedes IT-Projektes in einer Bank beiträgt. Diese wenig erstaunliche Erkenntnis wird aktuell anhand einer Studie mit 1.500 (!) US-Banken verifiziert, und siehe da: Je höher die "bankfachliche Kompetenz" des IT-Outsourcingpartners, desto runder läuft's bei Projekten mit einer Bank. Klingt für Nicht-Banker vielleicht schrecklich banal, aber gewiss steckt ja noch mehr dahinter: Auf der Webseite des E-Finance Lab oder auf der Herbsttagung des E-Finance Lab am 15.09.2008 in Darmstadt kann man es herausfinden.

Samstag, 9. August 2008

Nochmal die große chinesische Feuerwand. Eine Veranstaltung in Basel. Eine neue Gruppe auf XING. Und eine Verschiebung.

Der Hinweis auf "The Great Firewall" in diesem Blog vor ein paar Wochen war wohl nicht ganz unberechtigt – sie wird ja heuer in allen Zeitungen verdammt und ist tatsächlich eine inakzeptable Institution. Auch Herrn Generaldirektor Vespers olympischer Hinweis, es gebe ja auch in Deutschland zensierte Seiten, bspw. von Rechtsradikalen, ist nicht hilfreich, sondern einfach nur dumm. Aber: Freitag abend zeigt die ARD in ihrer Sendung "Panorama", dass man in China seit neuestem einfach so mit einem Kamerateam durchs Land fahren darf. Ja, es gebe "Begleiter" dabei, und nein, die "pauschale Drehgenehmigung", falls es denn eine ist, gelte nicht für Tibet, aber: Immerhin! Es tut sich etwas! Sind all die kleinen Schritte eigentlich wertlos? Zählt der Schritt in die richtige Richtung wirklich nicht, nur weil er das eigentliche Ziel noch nicht erreicht? Konfuzius sagt: Jede lange Reise beginnt mit den ersten Schritten. Die Entwicklung Chinas zu einer Nation, die die Menschenrechte umfassend achtet, ist eine lange Entwicklung. Aber sie hat begonnen, und das ist doch schon ziemlich gut! Hoffen wir auf weitere Schritte während und nach den olympischen Spielen.

Zurück in die südbadische Nachbarschaft: In der Fachhochschule Nordwestschweiz, manchmal salopp "FH Basel" genannt, diskutieren die IT-affinen Besucher in der Reihe "Campus Talk" in einem sogenannten "World Café": Man geht davon stets mit einem Kopf voller Inspirationen, zuvor unerkannter Blickwinkel und neuer Ideen nach Hause. Das nächste Thema ist ITIL, der in England entwickelte Standard zur Vereinheitlichung der IT-Prozesse. Bernhard Renner, Senior BSM Architect bei derSchweizer ITConcepts Professional GmbH, hält den Einführungsvortrag und wird Theorie und Praxis von ITIL prägnant beleuchten. Zum Auftakt: Networking in der lockeren Athmosphäre des legendären FHNW-"Apéro Riche". Alle drei Elemente lohnen sich! Termin: 03. September, 17:00h - Ort: FHNW in Basel – weiter Informationen auf der Webseite der FHNW. Im Oktober gibt’s da eine Veranstaltung namens IT-Outsourcing: Basel, Bukarest oder Bangalore, ich steuere die Keynote bei. Auch da gibt es vorher einen Apéro Riche und nacher ein "World Café" – also jedenfalls empfehlenswert!

Und noch ein Hinweis: Es gibt auf XING eine wunderbare neue Gruppe namens "Global Sourcing", in der alle Aspekte der globalen Zusammenarbeit in IT und verwandten Bereichen diskutiert werden. Schauen sie doch mal rein, oder noch besser: Schreiben sie doch mal rein!

Verschiebung: Nachdem seit der Ankündigung, hier einmal RIM zu beleuchten ("Remote Infrastructure Management") fast ein Monat ins Land gegangen ist, wollte ich hier heute eigentlich loslegen. Aber: Das Thema ist komplex, die Zeit ist knapp, das Sommerloch findet dieses Jahr nicht statt – sie merken schon, wohin der Hase läuft: Es dauert noch ein kurzes Weilchen mit dem RIM-Artikel. Ganz bestimmt schaffe ich es nächsten Samstag. Wenn nicht Olympia dazwischenkommt.