Dienstag, 26. August 2008

Gefälschte Lebensläufe im indischen IT-Markt

Für den indischen IT-Markt spricht seit Jahren die enorme Anzahl von qualifizierten Fachkräften. Die Financial Times berichtet allerdings aktuell von einer steigenden Anzahl gefälschter Lebensläufe, mit Hilfe derer sich junge Inder um IT-Jobs bewerben ("outsourcing groups battle CV cheats"). 15% der Mitarbeiter, die den indischen Outsourcing-Giganten Wipro im abgelaufenen Jahr verlassen haben, mussten aufgrund falscher Angeben gehen, da sie im Rahmen einer internen Kontrollaktion aufgefallen waren. Ich bin mir sicher, daß so mancher Recruiter ganz gerne ein Auge zugedrückt hat, weil er eine hohe Einstellungsquote erfüllen musste und der Kandidat zumindest einigermaßen plausibel erscheinende Unterlagen präsentiert hat. Je höher der Druck, die Auftragseingänge abzuarbeiten, ansteigt, desto eher werden eben auch minder qualifizierte Mitarbeiter akzeptiert. Die kann man später publikumswirksam wieder loswerden, indem man eine Razzia veranstaltet, wie es jetzt eben Wipro getan hat. First Advantage, eine US-Sicherheitsfirma, spricht von einem Anstieg gefälschter CVs in der indischen IT-Szene um fast 80% im ersten Quartal 2008 gegenüber dem Vorquartal. Vor dem Hintergrund der vertraulichen Informationen, die diese Mitarbeiter dann Tag für Tag bearbeiten – man denke etwa an komplexe Projekte im Bank- oder Pharmabereich – ist eine solche Zahl tatsächlich bedenklich, und sie trifft ins Mark der indischen unique sales proposition: Das man einen schier unendlich großen Nachschub an hoch qualifizierten Mitarbeitern habe. Groß ist der Nachschub – aber nicht alle sind tatsächlich hoch qualifiziert...