Samstag, 24. Mai 2008

IT-Outsourcing und Offshoring in der Praxis

Zunächst ein Veranstaltungshinweis in quasi eigener Sache: Der u.a. auf IT- und Biotechnologierecht spezialisierte Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Jörg Schneider-Brodtmann (Anwaltskanzlei Kleiner Rechtsanwälte) lädt zum

Erfahrungsaustausch "IT-Outsourcing und Offshoring in der Praxis"
am Mittwoch, 25. Juni 2008 in Stuttgart

ein. Er wird die rechtlichen Aspekte von IT-Outsourcing und Offshoring beleuchten, Thomas Gebhardt von Gebhardt Sourcing Solutions spricht über IT-Outsourcing, ich steuere den internationalen Aspekt bei. Die Veranstaltung richtet sich branchenübergreifend an alle Unternehmen, die entsprechende Maßnahmen implementiert haben, dies vorbereiten oder auch nur darüber nachdenken, sowie an Outsourcing-Anbieter und Beratungsunternehmen. Weitere Informationen zur Veranstaltung unter Tel.: 0711/601 708-29 (Nicole Medelin). Anmeldung bei Kleiner Rechtsanwälte oder bei Till Hahndorf / sourceconomy.

Forrester hat gerade einen Report veröffentlicht, der die weltweiten Ausgaben für IT-Services und IT-Outsourcing auf rund 488 Milliarden Euro schätzt, davon rund 25% für das IT-Outsourcing. Die gesamte Prozesskette von der Angebotseinholung bis zum unterschriebenen Vertrag sollte von Spezialisten begleitet werden – Forrester hebt (neben den Business-Verantwortlichen) auf die Experten für Sicherheit und Datenschutz ab, ich würde gerne noch die kulturellen Mediatoren und die strategische Ebene mit dabei haben. Nur um sicher zu stellen, dass es nicht vor lauter Messen und Regeln zu Insuffizienzen kommt, die nur schwer mess- oder regelbar sind. Und der Stratege kann die globale IT-Auftragsvergabe gleich in seine Vision für das nächste Jahrzehnt einbauen, da wird es ohne nämlich kaum noch gehen, wenn man im Wettbewerb bestehen will.

Die Krise der US-Wirtschaft und die Aufwertung der Rupie gegenüber dem Dollar haben in Indien zunächst die kleinen und mittleren Anbieter getroffen, hat die India Times herausgefunden. Die Auftraggeber, die ihre Vergabe nach Indien im Zuge der bremsenden Wirtschaft konsolidiert haben, haben dies zunächst mit den weniger umfangreichen Aufträgen an die kleinen Anbieter getan. Grund könnte sein, dass in Boomzeiten eine Verteilung der Aufträge auf mehrere Anbieter erfolgt. Dies ist sinnvoll, weil Kunden so für einzelne Projekte mehr Aufmerksamkeit vom jeweiligen Lieferanten geboten bekommen und die Verteilung des Auftragsportfolios auf mehrere Anbieter auch zur Minimierung des Risikos sinnvoll ist. Wenn die Zeiten dann knapper werden, werden diese Aufträge als erste zurückgezogen. Was heißt das für uns in Deutschland und Europa? Da sind freie Kapazitäten, wir können die Rupie billig bezahlen, die EU rückt sowieso in den Vertriebsfokus der Indischen Anbieter: So gut war die Gelegenheit seit vielen Jahren nicht. Wer sich jetzt auf die Suche nach einem Anbieter in Indien macht, hat gute Chancen, zu attraktiven Preisen hohe Qualität zu bekommen. Es ist äußerst angenehm, genau im Kernfokus der Anbieterszene zu liegen – oder anders ausgedrückt: Wer jetzt als deutscher Mittelständler nach Indien geht, um sich dort IT-Services zu kaufen, wird mit offenen Armen empfangen. Fragen sie doch mal hier nach, wie man da am besten vorgeht.

Fundstelle: Die Ameria GmbH, Heidelberger IT-Schmiede mit Technologiezentrum in der Ukraine, hat das Heft selbst in die Hand genommen und mit der örtlichen Universität in Simferopol eine Ausbildungskooperation vereinbart. Die Uni bildet die Programmierer aus, Ameria steuert die internationalen Projektmanagementfähigkeiten bei. Dafür dürfen sie dann vermutlich als erste im Pool fischen. Ziemlich schlau – die reiferen Offshoremärkte in Indien oder auf den Philippinen werden heute schon fast ausschließlich von der Knappheit an fähigen Mitarbeitern gebremst. Wer da schon früh gegensteuert, hat in ein paar Jahren Recruiting-Oberwasser. Und dass die Ukraine in naher Zukunft einer der IT-Märkte Europas sein wird, steht außer Frage.