Dienstag, 3. Juli 2007

Die Preussen Asiens kommen!

Ob sie nun zurecht so bezeichnet werden oder nicht: Das „window of opportunity“ hat sich für Vietnam geöffnet – das betonte neben anderen auch Microsoft-Chairman Bill Gates bei seinem Besuch im vergangenen Jahr und erklärte gleich, daß „Microsoft sich mit beträchtlichen Investitionen in Vietnam engagieren wird“. Was steckt dahinter ?

Vietnam ist ein besonders dynamisch wachsender IT-Standort: Seit 1999 wurden aus den 5.000 Softwareentwicklern in 170 Unternehmen mehr als sieben Mal so viele – die sich inzwischen auf über 750 Unternehmen des IT-Sektors verteilen. Rund 350 Mio. US-Dollar wurden 2006 im Bereich der Software- und Informationstechnologie umgesetzt, ein Drittel davon nahm das Ausland ab. Der Markt wächst mit der selbst für die Global-Sourcing-Branche beeindruckenden Rate von mehr als 40% pro Jahr.

Wichtigster Nachfrager für Software made in Vietnam ist (noch) Japan, welches sich den Tigerstaat systematisch als Sourcing-Standort aufbaut. Der japanische Industrieverband hat eine IT-Abteilung in Ho-Chi-Minh-Stadt eröffnet, die japanische Regierung unterstützt den Ausbau der vietnamesischen IT-Fakultäten, Toshiba läßt Embedded Software für Mobilfunk und Consumer Electronics in Hanoi bauen. Man habe man sich vor allem wegen des hochqualifizierten Personals und den niedrigen Löhnen für Vietnam als Standort entschieden, begründet Toshiba seine Standortwahl. Ähnlich lauteten die Überlegungen des Chipherstellers Intel, der im Jahr 2007 rund eine Milliarde US-Dollar in seinen siebten Produktionsstandort investiert – in Ho-Chi-Minh-Stadt.

Vietnam zeigt hervorragendes Potential – durch hohe politische Stabilität, durch eine Gesellschaft, die mehrheitlich jünger als 27 Jahre ist, durch die Lernbereitschaft und schnelle Auffassungsgabe ihrer IT-Absolventen, deren noch geringe Zahl allerdings gleichzeitig die größte Herausforderung darstellen. Es ist davon auszugehen, daß die selbst im Vergleich zu Indien und China noch äußerst niedrigen Preise für Softwareentwicklung in Zukunft steigen werden – bisher ist Vietnam jedoch weltweit die Destination mit den günstigsten Lohnkosten im IT-Bereich, was dieses Land für viele Auftraggeber zumindest auf die Liste der möglichen Offshore-Destinationen setzt.

In Vietnam ist man in den Startlöchern: Schon beansprucht die Verwaltung von Ho-Chi-Minh-Stadt selbstbewußt den dritten Platz auf dem Siegertreppchen der Offshore-Regionen, nach Indien und China. Auch wenn es ganz soweit vielleicht noch nicht ist: Das window of opportunity jedenfalls steht weit offen: Es gilt nun, sich zu informieren und kompetente Beratung zu suchen - und so vielleicht einen günstigen und zuverlässigen IT-Partner in einer unerwarteten Ecke der Welt zu finden.